Spicemas

 

Als Höhepunkt des Karnevals wird die sogenannte Spicemas-Saison, die schon im April beginnt, mit der „Parade of the Bands“ beendet. Der Sommertermin erscheint uns zunächst ungewöhnlich, aber in Verbindung mit den historischen und kulturellen Wurzeln macht er durchaus Sinn. So folgt das fröhliche und ausgelassene Finale auf den „Emanzipation Day“, der ein Nationalfeiertag ist. Auch das JAB JAB erinnert z.B. an die schwarze Urbevölkerung und startet in der Dunkelheit der Nacht vorm Morgengrauen mit wilden Tänzen der geschwärzten Männer.

Als Bands werden die Musik- und Tanzgruppen bezeichnet, die im jährlichen Wettbewerb stehen. Fast 20 Senior und Junior Bands finden ihre Sieger in den Finals. So wird schließlich eine Spicemas Queen gekürt, aber auch die Sieger verschiedener anderer Gruppen wie Calypso, Soca (SMC u. Grooy), Pan/Steelbands und DJs. An einigen Veranstaltungen nehmen wir teil.

 

Collage 1

 

Das, was alle weltweiten Karnevalsfeiern verbindet, ist schließlich auch auf Grenada die Ausgelassenheit und Fröhlichkeit, die hier ohnehin zu finden ist, beim Spicemas aber ausdrücklich. Und davon bekommen wir bei der Abschlussparade nochmal reichlich mit.

Wir haben im Voraus einen Superplatz auf der Empore eines Hafenrestaurants ergattert, wo auch die Jury beheimatet ist. Direkt vor uns bleiben die Bands stehen und führen ihre Tänze auf. Das kostet bei 30 Grad Hitze trotz spärlicher Bekleidung die Akteure viel Schweiß. Wir schwitzen schon vom Zusehen und Mitwippen im Takt. Egal ob Juniors oder Seniors, Frauen oder Männer, Groß-Familien mit Oma und Opa, allen sieht man die tiefe Spicemas-Verwurzelung an, nicht zuletzt an den tollen Kostümen.

 

Collage 2

 

Unsere vorsorglich eingepackten Ohrenstöpsel bleiben allerdings in den Tüten, da sie kaum etwas nutzen, denn nicht nur die sehr laute Musik, die aus den Lautsprechertürmen dröhnt bleibt trotz mehrwöchiger Erfahrungen für uns ungewohnt, sondern noch mehr die undefinierbaren Bässe, die mit ihren geringen Schwingungen und hohem Druck aus den Lautsprechern die Lungen unter den Rippen und das Zwerchfell in rhythmische Bewegungen versetzen. Angeheizt wird das Tun noch durch die Bandleader, die auf dem LKW vorausfahren und ihre Bands per Micro dirigieren. Das bunte Treiben, die Farben und die Musik ist einfach volkstümlich und … wenn man will, lässt man sich anstecken. Während die Tänzerinnen und Tänzer zumeist reichlich Wasser tranken, gab es für die Zuschauer an Ständen Bier und Limonaden, selten gab es Rumpunsch und nur einmal sahen und hörten wir einen Krankenwagen und auch die Polizei brauchte nicht einzugreifen.

 

Collage 3

 

Insgesamt ist diese Art von Karneval für uns eine neue Erfahrung, die noch lange -nicht nur in den Ohren- nachschwingt und so ganz anders ist als der Kölschse Ta tä -Tusch und der Mainzer Narrhalla-Marsch.