Mallorca

Friesen an Bord

 

Fast zwanzig Jahre ist es her, dass wir zuletzt auf des Deutschen liebster Urlaubsinsel Mallorca waren. Damals wollten wir als Familie dem tristen Februarwetter im hohen Norden entkommen und fanden eine schöne und ruhige Insel vor. Natürlich gab es schon den Ballermann, aber einerseits zog es uns noch nie zu solchen Plätzen, andererseits war es weit außerhalb der Saison.

Und nun das: Es herrscht Hochsaison und wir sind unfreiwillig hier. So viele Deutsche in Feierlaune haben wir schon lange nicht gesehen und gehört. Der deutsche Radiosender auf Mallorca verkündet täglich die Zahl der erwarteten Fluggäste, meistens mehr als 140.000. Das Starten oder Landen der Flugzeuge können wir aus dem Cockpit der Findus im Zwei-Minuten-Takt verfolgen. Unter den Gästen befinden sich zu unserer Freude auch unsere Nichte Laura mit ihrem Freund Ricci, die zufällig hier eine Woche Urlaub machen.

Da wir bei ihrer Ankunft noch auf den Werfttermin für Findus warten, wird es zwar nichts mit einem richtigen Selgelausflug, aber in die nächstgelegene Ankerbucht können wir wenigstens motoren. Hier ist es schon deutlich voller als in den Ankerbuchten der letzten Jahre und auch deutsche Flaggen wehen an ein paar Schiffen, aber alles ist noch im grünen Bereich. Wir picknicken und schwimmen endlich mal wieder in glasklarem Wasser.

 

Badefreuden

 

Als Findus ein paar Tage später bei der Calanova Werft an Land steht und wir im gleichen Komplex ein Hotelzimmer haben, nutzen wir die Zeit für Ausflüge. Dabei kommt die Kultur ein bisschen zu kurz, denn unsere Ziele heißen meistens Aldi, Bauhaus und Drogerie Müller, die sich praktischerweise gleich nebeneinander befinden.

 

Unerwarteter Dreiklang

 

Normalerweise bevorzugen wir einheimische Supermärkte und Geschäfte. Dementsprechend gemischte Gefühle haben wir bei unserem ersten Besuch. Aber es ist so herrlich einfach, wenn man die Produkte kennt. Ein bisschen frustrierend ist es auch, denn einen Großteil der Dinge, die wir im Auto nach Mallorca gebracht haben, hätten wir einfach hier kaufen können. Dafür hätten wir aber nicht nur wissen müssen, dass es Bauhaus auf Mallorca gibt, sondern auch, dass wir nach Mallorca fahren. Wir sind schließlich nicht freiwillig hier.

Ein Satz, den wir übrigens sehr häufig sagen. Vor allem, als wir mit Findus nach der Wasserung die Marina verlassen, um endlich wieder in einer Bucht zu liegen. Die 7 sm entfernte Cala Portals scheint genau die richtige zu sein. Leider denken nicht nur wir so. Es ist Freitagnachmittag und in der kleinen Bucht liegen die Boote dicht an dicht. So viele deutsche Flaggen auf einem Haufen haben wir schon lange nicht gesehen. Gegen Abend leert sich die Bucht und wir fühlen uns wohl. Es ist richtig idyllisch.

 

Cala Portals

 

Am nächsten Vormittag ist von Idylle keine Spur mehr. Immer mehr Boote strömen in die Bucht mit Crews, die nicht unbedingt wissen, dass der Anker nicht nur den Grund berühren solte. Wir schieben Ankerwache und beäugen die umliegenden Boote argwöhnisch, schließlich ist Findus gerade frisch aus der Werft und uns steht nicht der Sinn nach einem weiteren Versicherungsfall. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Boote anfangen, durch die Bucht zu slippen.

Da ist auch schon das erste kleine Motorboot an unserem Bugkorb. Die aus Süddeutschland stammende Mannschaft versteht nicht so ganz, warum wir auf einmal so nah sind. Gerade wären wir doch noch ganz woanders gewesen. Ich erkläre geduldig, dass wir ein paar Meter Kette mehr draußen hätten und dementsprechend groß unser Schwoikreis sei. Sie nicken mit dem freundlichen Blick von Menschen, die kein Wort verstanden haben und entscheiden, den Anker noch einmal hoch zu holen und an einem anderen Platz zu ankern. Immerhin nur soweit entfernt, dass wir jedes Wort noch deutlich verstehen. Und als es nach 3 m ausgebrachter Kette heißt: „Alles klar, er ist unten.“ wissen wir, dass wir uns wohl bald wieder ganz nah sind.

Andere sind weiter weg, aber leider trotzdem deutlich zu hören. „Atemlos“ schallt es durch die Bucht und das ist noch harmlos. Die Gäste auf den größeren, meist mit Skipper gecharterten Yachten, trinken, als ob morgen auf ganz Mallorca ein Alkoholverbot gelten soll. Aus fröhlich entspannter Stimmung wird Gereiztheit, verschiedene Lieder auf verschiedenen Booten werden von verschiedenen Personen laut mitgegrölt .

Wir fangen an, uns fremdzuschämen. Reinhard sogar so sehr, dass er kurzerhand die Friesenflagge setzt. Am Abend kehrt wieder Ruhe ein. Natürlich nur bis zum nächsten Morgen. Um die Laune zu heben, versuche ich es mit einem besonderen Anreiz: Jede Nacht, die wir hier vor Anker verbringen, sparen wir 68,- Euro. So retten wir uns über den Tag, sind aber geradezu erleichtert, als unsere Sparmaßnahmen am Montag wegen drohenden Gewitters ein jähes Ende finden und wir zurück nach Calanova fahren. Die richtige Entscheidung, denn für viele andere Boote bringt das Gewitter eine breite Palette vom Ankerslippen mit leichten Schäden bis hin zum Totalverlust.

Wir liegen dagegen sicher am Steg in Calanova. Eigentlich ist es hier auch ruhig und das gesamte Personal ist sehr freundlich und hilfsbereit. Neben uns liegt eine Motoryacht aus Berlin. Am letzten Tag ihres Aufenthalts wollen es die drei Männer, ein Vater mit seinen beiden erwachsenen Söhnen, noch einmal so richtig krachen lassen. Als wir von unserem Standardausflugsziel zurück kommen, sitzen sie zunächst ziemlich derangiert an Deck, beschließen dann aber, essen zu gehen. Erst nachts um 2:00 Uhr tauchen sie wieder auf. Es gab wohl auch zum Essen alkoholische Getränke und sie haben sich Besuch mitgebracht. Frisch angereiste Hotelgäste, die auch aus Berlin kommen. Unglücklicherweise darf ich der ganzen Konversation folgen, die irgendwann in dem Ausspruch gipfelt: „Ick hab ja schon viel jesehen von der Welt, aber Mallorca, dit is dat Beste.“ Verzweifelt suche ich nach meinen Ohrstöpseln.

Es wird Zeit, dass wir uns endlich den schönen Seiten dieser Insel zuwenden und so geht es von Calanova nach Cala Figuera, eine kleine Bucht im Osten der Insel. Der kommunale Hafen verfügt über fünf Gastliegeplätze, die „nur“ 45,- Euro/Nacht kosten. Die Einfahrt in den kleinen Fjord ist von See kommend kaum zu sehen.

 

Cala Figuera

 

Ein schöner kleiner Ort, den wir aber am nächsten Tag schon wieder verlassen. Es geht weiter nach Cala Ratjada und somit zu einer weiteren Touristenhochburg Mallorcas. Auch hier hält es uns nur eine Nacht. Wir haben beschlossen, mit Findus den Winter in Südfrankreich zu verbringen. Da das Wetter eine direkte Überfahrt nach Toulon nicht zulässt, verlassen wir Mallorca erstmal mit Ziel Menorca, um dort auf ein gutes Zwei-Tage-Fenster für die Überfahrt zu warten.

 

Endlich wieder unter Segeln

 

 

 

Îles d´ Hyères

Porquerolles
Porquerolles

 

Auf unserem Weg nach Mallorca, wo wir FINDUS in Empfang nehmen konnten, waren wir zu Gast bei unseren Freunden François und Muriel in Toulon. Sie verkürzten unsere Wartezeit mit ausgedehnten Aktivitäten, und so lernten wir die Stadt und das Umfeld zwischen Marseille und der Cote de Azur zu schätzen.

Hier sind zauberhafte kleine Häfen und Buchten aneinandergereiht, die im Hinterland von Bergen, steilen Felshängen und Pinienwäldern umsäumt werden. Die drei Hauptinseln sind Porquerolles, Port Cross und Île du Levant. Für die Piraten waren diese Inseln als gute Verstecke „Gold“ wert. Und deshalb wurden sie als goldene Inseln bezeichnet. Nachdem der Staat die Inseln von einem Privatier zurückgekauft hatte, ist dort ein überschaubarer Tourismus entstanden.

 

Von Toulon sind die Inseln mit einem gecharterten Motorboot schnell erreicht

 

Die Urlauber lieben die vielen Möglichkeiten von Sonnenbaden, Schwimmen und Tauchen in glasklarem Wasser und das Wandern sowie die Flora und Fauna.

 

Glasklares Wasser erinnert an die Karibik

 

Blick vom Mont Faron auf Toulon
Blick vom Mont Faron auf Toulon