Spice-Island

Während unser Webmaster Gerald mit seiner Familie im wohlverdienten Sommerurlaub weilte, wollten auch wir ihm eine wohlverdiente Pause gönnen.

Untätig waren wir aber nicht. Gemeinsam mit Crews aus Canada und den USA machen wir eine Inseltour. Unser erster Stopp sind die Concord-Falls. Sie liegen im Westen der Insel und es besteht die Möglichkeit, im Becken zu Baden oder natürlich auch, am Wasserfall ins Becken zu springen. Für Letzteres gibt es zum Glück professionelle Jumper. Und so spricht uns direkt nach der Ankunft ein junger Einheimischer an und teilt uns mit: „I’m your Jumper“.

Video Jumper
Video Jumper

Von dort springt keiner aus unserer Gruppe, wohl aber von einem niedrigeren Vorsprung auf der anderen Seite. Ich begnüge mich damit, im recht kalten Süßwasser hinter den Wasserfall zu schwimmen.

Wasserfall von innen

Es ist schon beeindruckend, was für ein starker Sog durch den Wasserfall entsteht.

Nach dem erfrischenden Bad geht es weiter zur Muskatnussfabrik. Muskatnüsse sind das wichtigste Exportprodukt der Insel. Nicht umsonst findet sich die Frucht in der Flagge Grenadas wieder. Lange Jahre lag Grenada unangefochten nach Indonesien (75 % Marktanteil) mit 20 % Marktanteil auf Platz zwei im weltweiten Muskatnusshandel. Durch den Hurrikan Emily, der im Jahr 2005 auf den Hurrikan Ivan folgte, wurde ein großer Teil der Muskatnussbäume vernichtet. Der Export brach um 70 % ein. Mittlerweile haben sich die Baumbestände erholt und Grenada und ist nun im Muskatnusshandel wieder ganz vorne dabei. Die Frucht ist reif, wenn ihre gelbe Schale aufplatzt.

Reife Muskatnussfrucht

Alle Bestandteile der Frucht werden verwendet: Aus dem gelben Mantel lassen sich u. a. Marmelade und Sirup,

Marmelade und Sirup I Marmelade und Sirup II

aber auch Likör herstellen. Der rote Mantel, der um die Nussschale liegt, ist Macis, auch als Muskatblüte bekannt. Dieser Bestandteil wird vor allem für Fleischgerichte, u. a. Weißwürste, verwendet. Und zu guter Letzt natürlich die Muskatnuss.

In der Fabrik werden die Schalen automatisch geknackt und in Handarbeit von Frauen aus der Schale entfernt. Bezahlt werden die Frauen für jeden gefüllten Sack, was in der Regel einen Tag Arbeit bedeutet und gerade mal 42 EC, also ca. 14 €, einbringt.

Arbeiterin Muskatnussfabrik

Nachdem die Nüsse aus der Schale entfernt sind, kommen sie in ein Wasserbad um zu testen, ob sie für den Verzehr geeignet sind. Bleiben sie auf dem Boden liegen, sind sie in Ordnung. Anschließend kommen die Nüsse zum Trocknen in die Regale.

Trocknungsregal

An anderer Stelle werden die Jutesäcke für den Versand beschriftet

Schilderwerkstatt

und das fertige Produkt kann sich dann auf den Weg in die Welt machen.

Auf nach Hamburg

Aber nicht nur Muskatnüsse werden von Grenada exportiert, sondern auch Kakao.

Und so darf natürlich ein Besuch von einer der beiden Schokoladenfabriken nicht fehlen. Die Diamond Chocolate Fabrik ist eher klein,

Foto Schokoladenfabrik I Foto Schokoladenfabrik II Foto Schokoladenfabrik III 

was aber dem Produkt in Qualität und Geschmack keinen Abbruch tut.

An einer Probierstation können unterschiedliche Varianten bis hin zu gerösteten Stücken der Kakaoschale getestet werden.

Probierstation

Nicht ohne Folgen: Tafeln mit unterschiedlichem Kakaogehalt und Muskatnussschokolade wollen unbedingt gekauft werden.

Schokoladenvielfalt

Auf dem Weg zum Lunch machen wir noch in Leapers Hill Station. Nachdem 1651 die Kariben den Krieg gegen die auf der Insel lebenden Franzosen verloren hatten, zogen die meisten der verbliebenen Kariben es vor, hier in den Tod zu springen. Kaum vorstellbar, dass sich vor diesem Panorama eine solche Tragödie abgespielt hat. Und noch immer ist dieser Ort eng mit dem Tod verbunden: Einige sterben für diese Aussicht.

Leapers Hill

Zum Lunch geht es ins „Belmont Estate“. In luftigen, kühlen Räumen mit Blick auf die Gärten und Trocknungseinrichtungen für die Kakaobohnen essen wir zu absolut verträglichen Preisen ein Drei-Gänge-Menü: Papayasuppe für Reinhard, grüne Bananensuppe für mich, anschließend Jerkchicken (auf karibische Art mariniertes Huhn), Thunfisch und mariniertes Schwein, mit direkt vor Ort angebautem Salat oder gedünsteten Bananen. Zum Essen trinken wir übrigens auch Tabwater, also kaltes Leitungswasser, was keinerlei Probleme verursacht. Beim Nachtisch, der ausschließlich aus eigenen Produkten und aus eigener Herstellung stammt, kann man zwischen Schokoladenkuchen (Reinhard), Limetten- oder Muskatnusseis (ich) wählen.

Blick auf und aus Belmont Estate I Blick auf und aus Belmont Estate II

Nachdem wir alle mehr als satt sind, trifft es sich gut, dass der nächste Besichtigungspunkt die River Antoine Estate Raumdestillerie ist. Hier wird noch wie im Jahr 1785 Rum hergestellt. 80.000 Flaschen ausschließlich weißen Rums werden hier im Jahr produziert. Für braunen Rum, der mindestens sieben Jahre lagern muss, ist die Produktion zu klein. Sie produzieren schon jetzt nicht genug und können daher keinen Rum mehr abzweigen.

Den hier produzierten Rum gibt es in zwei Ausführungen: 69 % oder 72 %. Die 69 %-Variante ist vor allem für die Touristen gedacht, da die Grenze für die Mitnahme alkoholischer Getränke im Flugzeug bei einem Alkoholgehalt von 70 % liegt. Reinhard wittert bei diesen Prozenten schwerstes Sodbrennen. Ich probiere dagegen beide Varianten: Ein geschmacklicher Unterschied ist kaum zu merken und die Kehle brennen einem beide weg. Aber zum puren Genuss ist dieser Rum auch nicht gedacht und deshalb dürfen wir auch noch zwei Mixvarianten – einmal als Mangorumpunsch (mir ein bisschen zu klebrig süß) und mit flüssiger Schokolade (schon viel besser) probieren. Auch wenn es sich so anhört: Es waren natürlich nicht vier Gläser Rum sondern wirklich nur ganz kleine Mengen. Ansonsten wäre der Tag bei der hier vorherrschenden Hitze für mich gelaufen gewesen.

Produktion und fertiges Produkt I Produktion und fertiges Produkt II Produktion und fertiges Produkt III

Produktion und fertiges Produkt IIII Produktion und fertiges Produkt V

Die Weiterfahrt führt zum alten Flughafen Grenada-Pearls, der seit 1984 nicht mehr in Betrieb ist. Heute dient die alte Start- und Landebahn als Übungsplatz für den Autoführerschein und die Grünflächen als Weideplatz für Kühe und Ziegen. Diesen teilen sie sich mit zwei alten Flugzeugen russischer Bauart der Fluggesellschaft Cubana, die nach der US-Invasion 1983 hier zurück gelassen wurden.

Zurückgelassene Flieger I Zurückgelassene Flieger II Zurückgelassene Flieger III

Den Abschluss des Tages bildet eine Fahrt zum Grand Etang Lake. Dieser Vulkansee mit mehreren hundert Metern Durchmesser liegt im Regenwald im Nationalpark Grand Etang. Unzählige Fische schnappen nach dem Futter, wobei die großen Exemplare erst zum Schluss auftauchen. Ein erfrischend kühler und idyllischer Ort.

Grand Etang Lake

Unser nächster Ausflug führt uns zur Probe des Commancheros Steel Orchestra.

Ähnlich wie in einem Sinfonieorchester, gibt es von Sopranstimmen bis zum Bass verschiedene Gruppen, die harmonisch und rhythmisch miteinander musizieren. Seit ihrer Entstehung haben sich die anfänglich aus Fässern hergestellten Instrumente zu industriellen Fertigungen verbessert, die sich klanglich gewaltig vom ursprünglichen „Blechscheppern“ unterscheiden.

Anfang August ist auf Grenada Karneval, auch Spicemas genannt, und hier werden verschiedene Steel Pan Bands bzw. Steel Orchestras zu sehen sein. Wer also glaubt, dass Steel Pan Musik nur etwas für Touristen ist, irrt gewaltig. Nicht nur die Grenader halten traditionell diese ursprünglich in Trinidad entstandene Musikart aufrecht und Nachwuchssorgen bestehen keineswegs. Die Commancheros haben in ihrer dreißigjährigen Geschichte bereits zweiundzwanzig Mal den Titel „Band of the year“ gewonnen.

Commancheros
Video Commancheros

Zu den Commancheros gehört auch das „Associates Mas Committee“. Parallel zur Probe wird daher auch eifrig an den Kostümen gearbeitet.

Spicemas Kleidung

Für uns besteht tatsächlich die Möglichkeit, eines dieser Kostüme zu erwerben und beim „The Commancheros and Associates Mas Committee“ mitzulaufen. Bei der Vorstellung weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Lieber werden wir uns die „Locals“ ansehen, die diese Art von Kleidung tragen können.