Wir sind durch!

 

Das berühmte Tor zum Pazifik öffnet sich

 

Wir können es kaum erwarten, bis sich das letzte Schleusentor am Sonntag, den 9.4.2017 öffnet und den Weg in den Pazifik freigibt. Doch dieses Erlebnis wurde leider durch ungeplante Warterei getrübt.

Einige Male gibt es Probleme mit den Dickschiffen. Wir sollen im 3er-Segelschiff-Päckchen mit einem Dickschiff geschleust werden. Die waren aber mehrmals einfach noch nicht da.

Insgesamt gibt es drei Schleusen mit 1000 ft (ca. 330m) langen Kammern für die Panmax-Schiffe und kürzere Dickschiffe. Jeweils daneben befinden sich nochmals die gleichen Kammern.

In Richtung Pazifik gesehen folgen nach der Gatunschleuse mit drei Kammern und je 10m Aufstieg, die Pedro Miguel Schleuse mit einer Kammer und 10m Abstieg und schließlich die Miraflores Schleuse mit zwei Kammern und je 10 m Abstieg. Die letzte hatte bei unserer Durchfahrt wegen entsprechender Tide nur 8 m.

Die neuen noch größeren Schleusen sind den riesigen Neomax-Schiffen vorbehalten, die von der Größe auf diese abgestimmt sind.

Bevor es losgeht begrüßen wir unsere jungen professionellen Linehandlers Pedro, Mauricio und Gytti, die wir anheuerten, nachdem unsere eingeplante befreundete US-amerikanische Crew von der „Vidorra“ schon weiter ziehen musste. Für die Linehandlers gehört das Warten zum Alltag, und ihre Smartphones müssen häufig geladen werden.

Zunächst heißt es Ankern in den Flats (ausgewiesene Warteplätze) und auf den Advisor (Lotse für kleine Schiffe bis 60 Fuß) warten.

Wie das Plotterbild zeigt, sind wir nicht allein.

 

Auf dem Weg in die Flats (AIS-Plotterbild)

 

Christobal Signal Station kündigt die Ankunft für unseren Advisor für 16:30 Uhr an. Tatsächlich ist er dann erst um 18:00 Uhr an Bord, da das mit uns zu schleusende Dickschiff noch nicht da war.

 

Advisor „Moses“ kommt an Bord

 

Als es endlich los geht, ist es 20:00 Uhr und dunkel.

Kurz vor der Schleuse bilden wir ein 3er Päckchen. Das größte Schiff fährt in der Mitte. Vor- und -Achterleinen und zwei Springs halten die Nebenboote jeweils am Mittelschiff fest, gut geschützt durch 8 große Fender. Die FindUs fährt Backbord.

Nachdem das Dickschiff vor uns mit Lokomotiven in die Kammer gezogen wird, geht es auch für uns los. Unser Päckchen fährt unter Motor in die Schleuse. Der Mittelschiff-Kapitän bedient sein Ruder und die Außenschiffe steuern durch Gasgeben oder Bremsen durch Rückwärtsfahrt. Das funktioniert gut, eben wie bei einem Katamaran. Die Kommandos kommen vom Advisor auf dem Mittelschiff.

Während der Einfahrt in die Schleuse werden den Außenschiffen von der Kaimauer je zwei dünne Holeleinen mit sogenannten Affenfäusten zugeworfen, an denen je 40m lange Festmacher zu befestigen sind. Die werden dann vom Schleusenpersonal rechts und links hochgezogen.

Auf Kommando haben alle Schiffe 15 m vor dem Dickschiff zu bremsen. Auch das klappt. Die Leinen werden belegt und halten uns wie ein Spinnengewebe in der Mitte der Kammer. Das Wasser wirbelt auf und steigt schnell an.

 

Gatunschleuse bei Nacht

 

Nach zwei weiteren Kammern sind wir 30 m höher und fahren in den Gatunsee. Das Päckchen wird hier aufgelöst und nach knapp 30 Minuten Fahrt kommen wir um 22:30 Uhr an einer Boje an, machen fest und trinken unser verdientes Schleusenbier. Unser Moses wird allerdings vom Lotsenboot abgeholt. Zwischen 6 und 8 Uhr soll es am nächsten Morgen weitergehen. Es wird aber 9.30 als Francisco, unser neuer Advisior, mit dem Lotsenboot kommt.

 

Kleine Insel im Gatunsee

 

Die Fahrt durch den Gatunsee dauert gute vier Stunden. Es geht vorbei an kleinen Inseln, Buchten und Urwald. Wir sehen viele größere Pelikane und in der Ferne ein kleines Krokodil. Häufig begegnen oder überholen uns Dickschiffe. Am Ende müssen wir langsamer werden, da das für die nächste Schleuse uns zugeteilte Dickschiff „Global Majesty“ noch weit hinter uns ist.

 

Miraflores Schleuse – Die „Global Majesty“ hinter uns

 

Pedro Miguel Schleuse

 

Nachdem wir die Abstiege geschafft haben, ist es schon 18 Uhr. Noch kurz vorm Dunkelwerden machen wir an einer Boje des Balboa Yacht Clubs in der Nähe der Altstadt von Panama City mit Blick auf den Pazifik fest. Wir müssen uns erst wieder an die Tide und die Strömung gewöhnen, die hier mit 4,50 m und mehreren Knoten auftritt.

Unsere Linehandlers und der Advisior verlassen das Schiff. Sie haben wirklich gute Arbeit geleistet und wussten worauf es ankam.

 

Und nun? Wir sitzen allein bei einem Sundowner im Cockpit. „Hat doch alles gut geklappt.“ und „Es war doch gar nicht so schwierig, wie erzählt wird.“ So lautet das übereinstimmende Resümee.

„Aber…, müssen wir nun wirklich da auf den großen Pazifik raus?“ Müssen nicht, aber wir sind entschlossen und wollen es wagen.