Proviantierungsprobe

 

Für die Pazifiküberquerung werden wir für sechs Wochen Lebensmittel proviantieren. Obst und Gemüse erwirbt man hierfür am besten auf dem Markt. Der Farmers-Market in Panama-City ist hierfür der perfekte Ort, wird doch alles zunächst hierhin geliefert, bevor es an die Supermärkte weiter verkauft wird. Da wir während des Kanaltransits vier weitere Personen verpflegen müssen und auch gerne die Qualität, Lagerungsfähigkeit und Preise testen wollen, starten wir nach einem kurzen Abstecher zum Schiffsausstatter unseren Einkaufstag mit Emilio hier.

Die Auswahl ist unglaublich und wir sind sehr froh, in Begleitung eines Einheimischen unterwegs zu sein, der uns die verschiedenen Stände empfiehlt. So kaufen wir Melonen, Ananas und Mangos an Ständen, die ausschließlich die einzelne Frucht anbieten. Soweit erforderlich, übernimmt Emilio auch die Preisverhandlungen für uns. Und so bezahlen wir an einem Stand für drei Ananas 1 Balboa/US$ und am nächsten den gleichen Preis für fünf Mangos. Und auch das Gemüse ist günstig: 1 Pfund Tomaten 0,60 Balboa/US$, Zwiebeln 0,65 Balboa/US$, Paprika 0,80 Balboa/US$ usw. Wir wollen so wenig wie möglich im Kühlschrank lagern und sind gespannt, ob sich grüne Ananas tatsächlich länger in Alufolie halten.

Weiter geht es in Shoppingmalls, in ein Elektrogeschäft, zur Kaffeefabrik und letztendlich zum Supermarkt. Diesmal nur einen, für die große Proviantierungsaktion nächste Woche wird es dann in mehrere gehen.

Wer seine Proviantierung plant, dem möchten wir Emilio Lao sehr empfehlen. Die doch ziemlich unterschiedlichen Dinge auf unserer Liste haben wir entspannt und erfolgreich abgearbeitet. Für uns war es ungemein hilfreich, nicht auf eigene Faust unterwegs sein zu müssen. Ganz davon abgesehen, dass Emilio ein sehr sympathischer Mensch ist. Er ist telefonisch bzw. über WhatsApp erreichbar unter +507 66167531.

 

 

 

Proviant

 

Flensburger – gut gekühlt!

 

 

Panama – Vielfalt und Multikulti

 

Visit Panama

 

Das Land erstreckt sich von West nach Ost, von Bocas del Toro bis Darien. Im Norden wird es durch die Karibische See und im Süden durch den Pazifik begrenzt. Was ist das für ein Land, das einerseits mit einsamen Stränden und Inseln wirbt, andererseits aber auch selbst vor der hohen Kriminalitätsrate warnt?

Die 3,5 Mio. Einwohner sind ebenso den Nachkommen mehrerer indigener Stämme zuzurechnen, wie denen, welche europäische, amerikanische oder afrikanische Vorhaben haben. Im Gegensatz zu den Gewinnern der Finanz- und Handelswelt, leben viele Familien in ärmsten Verhältnissen. Der Kanal schafft zwar Arbeitsplätze und bringt dem Land Einnahmen, trotzdem gibt es im sozialen Bereich noch viel zu tun.

Wir fahren zunächst mit dem Bus längs durchs Land, durch Nationalparks mit Regenwald und an Siedlungen mit einfachen Wellblechhäusern vorbei. Unser Ziel ist die Metropole Panama City.

Emilio, der uns schon vom Flugplatz abgeholt hat, hat unseren Aufenthalt organisiert. Wir sind mitten im Bohemian Bezirk El Cangrejo einquartiert und bewundern von unserem Hotelzimmer und von der Swimmingpoolbar im 15. Stock die Hochhäuser. Abends geht’s in die umliegenden Bars und Restaurants.

 

Panama City

 

Tags drauf bringt uns Claudio, ein erfahrener Guide, zu den Sehenswürdigkeiten der alten und neuen Stadt und am nächsten Emilio zum Farmers Market, Supermärkten und maritimen Geschäften, die wir gern besuchen möchten. Wir sind überrascht, wie viele Baustile vorzufinden sind. Die Kolonialisierung hat ihre Spuren hinterlassen.

 

 

 

Im Gegensatz zu Colon, fühlen wir uns hier sicher, allerdings besuchen wir auch nicht die als gefährlich geltenden Bezirke. Ansonsten lassen wir vom Fischmarkt, wo wir natürlich auch Ceviche essen (in Zitronensaft eingelegter Rohfisch, Lobster, Shrimps), bis zum französischen Viertel nichts aus.

Da die Entdecker vor 500 Jahren hier reichlich Gold fanden, interessiert uns sogar auch der Goldaltar. Der Prunk macht uns allerdings eher nachdenklich.

 

Eine Besichtigung der „Miraflores Locks“ gibt uns letztlich einen Vorgeschmack auf unsere eigene Schleusung, die hoffentlich in einer Woche ansteht.

 

Miraflores Locks

 

 

Ver-messen

 

Vom Anker an wird maßgenommen

 

Für die Passage des Panama Kanals wird jedes Schiff vermessen. Schließlich richtet sich der Preis für die Durchfahrt nach der Länge des Schiffes.

FindUs gehört zweifellos in die Kategorie I bis 50 Fuß. Hört sich einfach an, ist es aber nicht ganz, da die Länge amtlich bestimmt wird. Wir haben einen Agenten beauftragt, für uns alle nötigen Formalitäten für die Kanalpassage zu erledigen, da wir keine Lust auf Behördengänge haben. Das kostet zwar mehr, ist aber angenehmer.

Die Passagekosten für Schiffe unter 50′ (15,24m) belaufen sich auf 800 US$. Einschließlich aller Kosten und Gebühren für die Ausklarierung, Tauwerke, Fender, Kanalsicherheits- und Bankgebühren und Honorar für den Agenten kommen wir auf 1504 US$. Eine US-amerikanische Crew fährt bei uns als Linehandler mit, sonst wären nochmals 300$ fällig gewesen.

 

Der sogenannte Vermesser als „Inspector Autoridad del Canal de Panama“ taucht verspätet bei uns auf und misst nicht nur, sondern stellt zunächst viele Fragen und füllt 5 Formulare u.a. mit Motordrehzahlwerten, Höchstgeschwindigkeit, Dieselverbrauch und Tankinhalt aus. Wichtig ist auch, ob der Lotse und die Linehandler warmes Essen, Snacks und kalte Getränke bekommen und ob der Fäkalientank funktioniert.

Zum Schluss wird vermessen, dabei wird der Captain als Gehilfe eingesetzt. Es wird in drei Schritten vermessen: Vom Anker bis zum Mast, dann bis zum Cockpitende und schließlich das überhängende Achterschiff.

Als wir im Cockpit ankommen, hat der Vermesser das erste Maß vergessen, also alles von vorn.

 

Maß vom Cockpit

 

Nach dem dritten Maß wird addiert und die Umrechnung von Fuß in Metern vorgenommen. Und dann steht amtlich fest, dass das Schiff deutlich kürzer als 15m ist. Das Endergebnis weicht auch nur minimal vom Konstruktionsmaß ab. Damit ist für FindUs die Kategorie I also zutreffend.

Wir bekommen alle (Pauschpapier)Durchschriften ausgehändigt und eine Vermessungs- und Durchfahrtsnummer, mit der wir immer wieder erneut den Panama Kanal befahren können.

Zuletzt erhalten wir die Gesamtabrechnung vom Agenten. Per Kreditkarte ist das unkompliziert.

Von nun an heißt es warten. Der Termin ist wahrscheinlich erst am 7. /8. April 2017.

 

 

 

 

Guna Yala

Traumkulisse beim Frühstück

 

Das Land der Gunas liegt im Nordosten von Panama und bezieht sich auf 365 Inseln, von denen aber nur 35 bewohnt sind, und die Küstenregion.

Dort wohnen 55.000 Menschen, die bis heute nach ihren überlieferten Traditionen und Gesetzen leben. Das medizinische Wissen, ihre Spiritualität, Dichtung und Geschichte wird stets an die neue Generation weitergegeben. Dazu gibt es Sailas und Caciques, die über die Gesetze wachen.

Die Menschen sind klein und werden sehr alt. Sie leben heute von dem Verkauf von Kokosnüssen, Gemüse sowie Fisch, Riesengarnelen, Lobster, Molas (kunstvolle Stickereien/Applikationen) und von Einnahmen der Besucher, die in Hütten wohnen können und mit dem Wassertaxi transportiert werden. Sie sind friedlich, besitzen Mobiltelefone, aber sie lassen sich ungern fotografieren.

Die Lebensform wird vom Matriarchat bestimmt. Die Frauen verwalten das Geld und suchen sich die Männer aus, die auch zu Ihnen ziehen müssen. Wer eine Verbindung mit Nicht-Gunas eingeht, wird für immer aus der Gemeinschaft ausgeschlossen. Männer in Frauenkleidung und Homosexualität ist kein Stigma.

Nach vielen Kämpfen erteilten die Bewohner 1925 zwar ihr Einverständnis zur Zugehörigkeit zu Panama, ohne jedoch ihre Autonomie aufzugeben; deutlich zu sehen an der eigenen Flagge, die Pfeil und Bogen zeigt oder der Rebellenflagge. Weitere Informationen sind im Panama Cruising Guide (Eric Bauhaus) nachzulesen.

 

Congreso-Boot der Gunas geht längsseits

 

Wir haben zwar in Panama einklariert und haben knappe 200 US$ für die Einklarierung und eine einjährige Befahrenserlaubnis der Küste bezahlt, werden aber dennoch von den Gunas mit zusätzlichen 60US$ für eine einmonatliche Ankererlaubnis zur Kasse gebeten. Es gibt auch eine Quittung.

 

 

Das Leben und die Arbeit beginnt morgens vor Sonnenaufgang und endet am frühen Nachmittag. Gegen Abend versammeln sich die Bewohner in den Congresos (Gemeinschaftshäuser) und diskutieren die Ereignisse. Im Chicha werden in größeren Zeitabständen Rituale durchgeführt.

 

 

Mitten in diesem Paradies erreicht uns die Meldung, dass Reinhards Mutter im Alter von 92 Jahren überraschend gestorben ist. Noch vor einer Woche hatte er mit ihr per Satellitentelefon gesprochen und berichtet.

Wir gedenken an dieser Stelle Nanni und unterbrechen unsere Reise. Die Kanalpassage wird verschoben.

 

 

 

 

Kolumbien – Panama in 44 Stunden

 

Wir entscheiden uns für eine Fahrt von Cartagena/Kolumbien zur Linton Bay Marina in Panama. Die kolumbianischen Inseln der Islas del Rosarios und die Isla Fuerte, die wir auch nach dem Ausklarieren noch anlaufen dürfen, besuchen wir aus segeltaktischen Gründen nicht, da an der kolumbianischen Küste eine Strömung, der „Caribbean Counter Current“, nach Norden setzt. Und die östlich von der Linton Bay Marina gelegenen San Blas Inseln wollen wir zwar besuchen, aber nicht, ohne einklariert zu haben. Das mag sich spießig anhören, aber es gibt immer wieder Fälle in denen Crews kontrolliert werden oder wegen besonderer Vorkommnisse gar die Hilfe von staatlichen Stellen benötigen und dann großen Ärger am Hals haben. Darauf können wir auch aufgrund unserer geringen Spanischkenntnisse gut verzichten.

Wir wissen sicher, dass wir in der Linton Bay Marina die Formalitäten rund um das Boot erledigen können und anschließend mit dem Bus nach Portobello zur Immigration fahren müssen. An anderen Orten, die für den Besuch der San Blas Inseln günstiger gelegen sind, ändert sich das häufiger.

Unterwegs überlegen wir noch, ob wir es in Porvenir, eine Insel am Westende von San Blas, versuchen sollten. Allerdings würden wir dort im Dunkeln ankommen. In einem mit Riffen gespickten Gebiet keine gute Idee. So bleibt es bei unserer ursprünglichen Entscheidung. Mit Strömung im Rücken, guten 6-7 Beaufort und Wellen bis zu 3,5 m haben wir schnelle Fahrt. In der zweiten Nacht verkleinern wir die Segelfläche auf das 2. Reff im Groß und nur 3 qm Fock, damit wir den Landfall im Hellen haben.

Nach einer Passage mit Untiefen und Riffen in der Morgendämmerung, werden wir um acht Uhr in der Marina freundlich in Empfang genommen. Natürlich hätten wir auch vor Anker gehen können. Aber der Liegeplatz ist erschwinglich, weit günstiger als eine Nacht in Hørup/DK, das Wasser ist inklusive, wenn es denn läuft. Bis das Wetter für die Fahrt nach Osten passt, können wir hier in Ruhe Findus einer Inspektion unterziehen. Falls noch irgendwelche Ersatzteile benötigt werden, ist jetzt ein guter und vermutlich auch letzter Zeitpunkt, sie zu ordern. Außerdem ist Wellness angesagt – nicht für uns, aber für Findus. Die letzte Politur des Decks mit UV-Schutz ist schon eine Weile her und auch ein paar kleine GFK-Arbeiten sind zu erledigen.

Bei der Aussicht von unserem Liegeplatz und dank des steten Windes ist das aber nicht unangenehm.

 

Tägliche Aussicht

 

Und auch die nähere Umgebung kann sich sehen lassen.

 

Palmengarten

 

Mehrmals in der Woche kommt ein „Veggie-Truck“, der neben Obst und Gemüse auch Eier und Fisch im Angebot hat. Wirklich gutes Brot gibt es in einer Bäckerei in Portobello und in dem dortigen kleinen Supermarkt erhalten wir die anderen Dinge des täglichen Bedarfs. Hin geht es mit dem Bus. Waren die alten amerikanischen Schulbusse auf Aruba eine reine Touristenattraktion, werden sie hier im Linienverkehr eingesetzt. Und auch die Taxen erinnern doch stark an die „Yellow Cabs“.

 

Personennahverkehr in Panama

 

Die Wettervorhersage mehrerer Wetterdienste sagte für Freitag quasi Flaute voraus, so dass wir damit rechneten, zu den San Blas starten zu können. Tatsächlich war hier soviel Wind, dass unser Bootsnachbar noch in der Dämmerung beste Bedingungen zum Kitesurfen hatte.

 

Kitesurfen statt Flaute

 

In der Marina treffen wir auf Eric Bauhaus, der schon über 50 mal den Panama-Kanal durchquerte. Er ist auch der Verfasser des „The Panama Cruising Guide“. Wirklich jeder, der von unseren Panama-Plänen wusste, fragte, ob wir denn „DEN Bauhaus“ haben, weil es wirklich das einzige Werk sei, auf das man sich hier verlassen kann. Und tatsächlich war uns die aktuelle 5. Auflage schon bei der Einfahrt zur Marina eine wirklich gute Hilfe. Neben dem verlässlichen Kartenwerk helfen Fotos aus der Vogelperspektive bei der Navigation. Zudem gibt es reichlich Informationen zu Land und Leuten. Wir halten dieses Buch für eine Törnplanung in diesem Gebiet ebenfalls für unerlässlich. Aber auch, wenn man nur von einer Reise in diesem Revier träumen möchte, ist dieses Buch dank seiner Aufmachung eine lohnenswerte Anschaffung.