Bon Nadal

 

Zur Weihnachtszeit, dem Fest der Liebe, ist natürlich auch die Altstadt von Maó-Mahon, wie die Hauptstadt von Menorca amtlich heißt, festlich geschmückt. So ist zum Beispiel der Mittelpunkt der Stadt mit einer beleuchteten Riesenkugel dekoriert.

Die Einheimischen sprechen Katalanisch und wünschen sich „Bon Nadal“. Überall in den Geschäften und auf den Straßen kann man diesen Wunsch lesen, hin und wieder auch das spanische „Feliz Navidad“. Und diese Wünsche geben wir hiermit gern auch an unsere Blog-Leser weiter.

 

Teatre Principal de Maó

 

Das historische Theater der Stadt ist schon 190 Jahre alt. Im Angebot ist ein weihnachtlich angepasstes Programm. Es musizieren das Orquestra Simfònica, COR Illa de Menorca, Gastsolisten, Banda de Música. Das Programm reicht von Klassik, Oper, Musical und Filmmusik bis zum Jazz.

Wir freuen uns auf die kulturelle Abwechslung zum Bordleben und kaufen gleich Karten für drei Abende. Die Veranstaltungen sind schon fast alle ausverkauft und so können wir einmal nur noch Karten im obersten Rang für kostengünstige 10€ pro Person bekommen. Die Verkäuferin weist uns extra darauf hin, dass diese Plätze ganz oben im vierten Stockwerk sind.

 

Theaterkarte

 

Auf FindUs angekommen fragen wir uns nun aber doch, wo wir wohl sitzen werden. Da steht auf der Karte: Galliner/Art Pis, Fila 1, Seient 20 und 22.

Wir schauen im spanischen Übersetzer nach und wundern uns sehr. Da wird „Art Pis“ mit „Kunst Pinkeln“ übersetzt. Das kann doch wohl nicht stimmen. Wir wechseln zum Katalanischen. Da heißt es: Hühnerstall/ Boden Kunst, Reihe 1, Sitz 20 und 22. Wie bitte?

Später, am Abend des Konzerts, erklimmen wir die vierte Etage und finden dort keine Logen vor, sondern sechs, jeweils höher versetzte Reihen. Immerhin sitzen wir damit zwar tatsächlich im Hühnerstall, aber zumindest in der ersten Reihe.
Im Nachhinein können wir alle Aufführungen als gelungene Abende verbuchen. Wir haben dieses kleine Theater wirklich liebgewonnen.

 

 

Wiedersehen mit Freunden
Wiedersehen mit Freunden

 

 

Auf unserer Reise haben wir vor vier Jahren auf den Kapverdischen Inseln die Bekanntschaft mit Iolanda und Vicent von der „Suret“ gemacht. Seitdem sind wir befreundet und stehen in regelmäßigem Kontakt. So erfahren wir, dass Iolanda, die Autorin ist und auf Ibiza wohnt, ihr neues Buch im Dezember auch im Museum „Ca n’Oliver“ in der Altstadt von Maó auf Menorca vorstellen wird.

Natürlich treffen wir uns und tauschen Segelerfahrungen aus. Am Abend darauf geht es im Museum wissenschaftlich zu. Es geht um den Maler Ferrer Guasch, der gleichzeitig auch Vater von Vicent ist. So lernen wir nicht nur den Stil eines Künstlers kennen, sondern bekommen gleichzeitig auch einen Einblick in die katalanische Kultur.

 

Ist hier „Der Dicke“ drin?

 

„El Gordo“, so heißt die spanische und über die Grenzen hinaus populäre Weihnachts-Lotterie. Vor den staatlichen Verkaufsstellen der Lotterie bilden sich lange Schlangen, denn viele Menschen sind im Gewinnfieber und kaufen Lose. Insgesamt werden 2.38 Milliarden Euro ausgespielt und jeder hofft auf den dicken Hauptgewinn, den „El Gordo“

Auch wir erstehen ein Los und sind gespannt. So schauen wir uns auf FindUs am Sonntagmorgen die Live-Übertragung im Fernsehen an, wo Kinder die Gewinnzahlen und dazugehörigen Gewinne vorsingen. „Der Dicke“ ist schon nach wenigen Minuten gezogen, aber weder er, noch einer der anderen Gewinne passt zu unserer Losnummer. Na ja, es heißt wohl, zu viel Geld verdirbt nur den Charakter. Wer will das schon?

 

 

Ausflug-Arbeit-Abschied

Hafen von Ciutadella
Hafen von Ciutadella

 

Neben der geschützten Lage war einer der Gründe uns für die Marina Menorca als Winterquartier zu entscheiden, dass wir hier Arbeiten am Schiff erledigen können, ohne dass sich jemand gestört fühlt. Nach den Jahren in tropischen und subtropischen Gefilden sowie knapp 20.000 sm gibt es einiges an Bord zu erledigen, was über die übliche Pflege hinausgeht. Unter anderem haben unsere Bodenpaneele sehr gelitten und benötigen dringend ein Refit. Die Relingsdrähte sollen erneuert werden, die Bilge neu gestrichen und unsere Matratzen sind auch durchgelegen. Für Letztere gibt es zum Glück IKEA und so kaufen wir das gleiche Modell, auf dem wir die letzten Jahre gut geschlafen haben nebst zusätzlichen Toppern.

 

Matratzenzuschnitt
Matratzenzuschnitt

 

Nun haben wir in unserer geräumigen Vorderkajüte auf einer Auflagefläche von 2,50/0,80 x 2,00 m in 65 cm Höhe Matratzen mit Topper von insgesamt 25 cm Höhe. Zusätzlich befindet sich zwischen Auflagefläche und Matratzen noch 1 cm Hightech-Gittergewirke für maximale Luftzirkulation. Quasi ein Boxspringbett, das wir für die Nacht mehr oder weniger erklimmen müssen. Doch der Schlaf ist hervorragend.

Lange Zeit, uns an den neuen Matratzen zu erfreuen, haben wir allerdings nicht. Beim täglichen Aufstellen der Matratzen finden wir nach einer Regennacht eine kleine Pfütze am Fußende. Die einzige Möglichkeit, woher das Wasser kommen kann, ist der Bereich hinter dem Fußende. Ich erinnere mich dunkel daran, beim Putzen eine dünne Lackschicht zwischen Holzwand und Auflagefläche entfernt zu haben. Tatsächlich ist es genau an dieser Stelle feucht. Also müssen der Kleiderschrank und die Wand raus. Reinhard ist optimistisch und meint, es seien doch nur sechs Schrauben. Erfahrungsgemäß bedeutet das, dass es Stunden dauern wird. Und richtig: Natürlich müssen vor der Entfernung der sechs Schrauben die Teakholzpfropfen aufgebohrt werden. Dann sind noch Leisten abzunehmen und so weiter und so fort. Als dann endlich der Bereich hinter der Wand frei liegt, sind wir erstmal begeistert, wie sauber und spakfrei es dort ist. Das ist der Doppelschalen-Bauweise des Schiffes zu verdanken, die nicht nur Steifheit bringt, sondern auch gut isoliert.

 

6 Schrauben später ...
6 Schrauben später …

 

Dann geht die Suche nach der undichten Stelle los: Ist es die Ankerwinsch? Ist es die Klampe im Ankerkasten, die auf Mallorca getauscht wurde? Oder ist es die Durchführung des Stromkabels? Die Lecksuche verläuft nach dem üblichen Schema: Einer (Reinhard) steht draußen und hält den Wasserschlauch auf die potentiell undichte Stelle, die andere (ich) liegt unten im Kasten und brüllt, je nach Ergebnis: Dicht, tropft, läuft. In diesem Falle bildet sich ein Rinnsal am Borddurchlass vom 220 V-Kabel. „Läuft!“ ist also der Ausruf. Der Durchlass wird zügig abgedichtet, gewartet, bis alles getrocknet ist, nochmal Wasser drauf – „Dicht!“. Dann alles wieder zurück bauen und der Tag ist um. Zum Glück haben wir das ganze rechtzeitig entdeckt, sonst wären unsere schönen neuen Matratzen gleich hin gewesen Trotzdem sind wir genervt, denn wir haben uns für drei Tage ein Auto gemietet. Dieser Tag ist also im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen. Zum Glück waren wir schon am Vortag mit dem Auto unterwegs, unter anderem in Ciutadella.

 

historisches Ciutadella
historisches Ciutadella

 

Ciutadella ist die älteste und größte Stadt der Insel. Lange Zeit war sie auch die Hauptstadt, bis sie diesen Status im Jahr 1722 unter der britischen Herrschaft aus strategisch-politischen Gründen an Maó abgeben musste. Die reiche Geschichte und Kultur dieser schönen Stadt, spiegeln sich an jeder Ecke. Aber auch aktuelle Wandmalereien schmücken die Stadt an verschiedenen Ecken.

 

Wandmalerei
Wandmalerei

 

Doch so sehr uns Ciutadella auch gefällt, als Winterliegeplatz wäre der kleine Hafen nicht in Frage gekommen. Auf den Balearen gibt es regelmäßig ein „Rissaga“ genanntes Naturphänomen, das mit einem Tsunami vergleichbar ist. Anders als bei einem Tsunami wird die Rissaga allerdings nicht durch ein Seebeben ausgelöst sondern durch bestimmte Luftdruckverhältnisse. Aufgrund seiner schmalen kurzen Zufahrt ist Ciutadella bei einer Rissaga stärker gefährdet als Maó. So hob sich im Juni diesen Jahres der Meeresspiegel in kürzester Zeit um 1,75 m und überflutete das Hafengebiet in Ciutadella. Ganz gefeit sind wir vor einer derartigen Gefahr in Maó allerdings nicht. 2003 löste ein schweres Erdbeben in Algerien einen Tsunami im Mittelmeer aus, dessen 2 m hohe Flutwelle vor allem Mallorcas Südküste traf, aber die auch dafür sorgte, dass im Hafen von Maó mehrere Schiffe sanken. Statistisch gesehen ist die Wahrscheinlichkeit für einen solchen Tsunami jedoch deutlich geringer. Und hundertprozentige Sicherheit gibt es sowieso nie.

Nachdem der zweite Tag der Automiete mit der Suche nach dem Leck vergangen ist und der letzte Tag traditionell für Großeinkäufe und den Besuch des Waschsalons reserviert ist, verschieben wir weitere Inseltouren auf später. Nun werden erstmal die Bodenbretter in Angriff genommen. Damit der abgeschliffene alte Lack und Holzstaub nicht durch die Luft und ins Wasser wirbeln, bauen wir eine selbstkonstruierte Absauganlage an das Schleifgerät. Wir kaufen einen Staubsauger für Kaminöfen, ein Abflussrohr aus dem Sanitärbereich und verbinden das ganze mit festem Tape am Schleifgerät. Schon kann die Arbeit beginnen.

 

Schleifarbeiten
Schleifarbeiten

 

Während Reinhard sich mit dem Boden beschäftigt, nehme ich mir unseren Fäkalientank vor. Vor Jahren hatten wir das müffelnde Kunststoffmodell durch einen Edelstahltank ausgetauscht. Ein kluger Schachzug, dachten wir damals. Schließlich lässt Edelstahl keinen Geruch durch und Rost sollte kein Problem sein. Heute sind wir schlauer. Das gute Stück hat an den Schweißnähten und merkwürdiger Weise an einer glatten Seitenwand zu rosten angefangen. Dass auch die beste Edelstahllegierung bei dem hohen Salzgehalt von Atlantik- und Pazifikwasser nicht zwingend von Rost verschont wird, haben wir bereits nach unserer Atlantiküberquerung festgestellt. Das regelmäßige Entrosten unserer Edelstahlteile an Deck gehört quasi zum normalen „Hausputz“. Aber von außen sichtbarer Rost an einem im Schiff befindlichen Tank? Die Luft hat natürlich auch einen höheren Salzanteil und Schweißnähte sind anfälliger, also hoffe ich sehr, dass das Problem mit den üblichen Mitteln behoben werden kann, auch wenn insbesondere wegen der Stelle an der Tankseite leichte Zweifel an mir nagen. Und riecht es nicht auch etwas muffig? Die Rostentfernung verläuft gut und auch an der Seite verschwindet der Rost, hinterlässt aber einen oxidierten Kreis. Mit einer Vertiefung in der Mitte. Unter Zuhilfenahme eines Zahnstochers versuche ich heraus zu finden, wie tief diese ist. Schon ein wenig Druck reicht aus, damit der Rost nachgibt. Der Zahnstocher ist durchgestoßen. Da bleibt wohl nur der Ausbau des Tanks.

 

Unangenehme Überraschung
Unangenehme Überraschung

 

Dabei entdecken wir auch einen weiteren Grund für die Rostschäden. Um eine Kontrolle zu haben, wie weit der Tank schon gefüllt ist, haben wir vor Jahren einen elektrischen Fühler installiert. Schließlich ist nichts unangenehmer, als den Inhalt des Tanks über das Entlüftungsrohr auf das Nachbarschiff zu pumpen. Durch die Installation dieses Fühlers ist es vermutlich zu Elektrolyse in dem Tank gekommen und das Schicksal nahm seinen Lauf. Wir entscheiden uns gegen die Reparatur des alten Tanks, da er von innen noch mehr verrostet ist. Wir kehren zurück zu einem Kunststofftank, mit dem sich auch erheblich Gewicht einsparen lässt. Damit ist unsere To-Do-Liste um den Einbau eines neuen Tanks erweitert.

Aber all das spielt keine Rolle mehr, als uns aus Deutschland die traurige Nachricht vom Tod meines Vaters erreicht. Wir sind froh und dankbar, dass wir noch vor Kurzem viel gemeinsame Zeit mit ihm verbringen konnten. Natürlich reisen wir zurück nach Deutschland, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Tschö Papa, mach et joot!

 

 

Ab nach Menorca

Morgenstimmung

 

Wir verlassen Cala Ratjada morgens um 7:15 Uhr, um zur „großen Überfahrt“ nach Menorca zu starten. Es liegen knappe 60 sm vor uns und wir möchten gerne im Hellen ankommen. Allerdings trauen wir uns nicht, vor Sonnenaufgang zu starten, da wir schon mehrere Berichte über die schlecht sichtbaren und unbeleuchteten Fischernetze gehört haben. Und tatsächlich: In der Ferne ist eine winzig kleine Erhebung auf dem Wasser auszumachen, die sich beim Näherkommen als schwimmendes „Bäumchen“ auf einer Tonne entpuppt.

 

Was schwimmt denn da?

 

Auch eine Möglichkeit, die Fischernetze zu markieren. Bei Gegenlicht allerdings schwer zu erkennen und die ersten Meilen scheinen die Tonnen wie auf einer Perlenschnur aufgezogen genau auf unserem Kurs zu liegen. Aber das ist auch schon alles, was unseren Segeltag trübt.

Sind wir noch bei 0 Beaufort gestartet, so hat um 10:00 Uhr das Motoren ein Ende und wir können bei südöstlichen Winden von 3-4 Beaufort mit Groß und Fock segeln. Die Sonne scheint und die See ist ruhig. Ein herrlicher Segeltag, wie wir ihn so schon lange nicht mehr hatten. Die Stimmung an Bord ist ausgelassen, als wir an einem ziemlich großen Meeresbewohner vorbei segeln.

Ich glaube zuerst, mich getäuscht zu haben. Das wird doch wohl kein Wal sein? Beim nächsten Artgenossen erhaschen wir schon ein besseres Bild und als wir nach kurzer Zeit das dritte Exemplar sehen, haben wir einen Verdacht, den uns Google später bestätigen wird. Es sind Mondfische, die sich gerne kurz unter der Wasseroberfläche sonnen. Sehr groß, aber vollkommen harmlos.

Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6,2 Knoten sind wir zügig unterwegs und als wir in Landnähe dank mobiler Daten den Wetterbericht für die nächsten Tage abrufen können, mache ich Reinhard den Vorschlag, den Stopp auf Menorca auszulassen und gleich nach Toulon weiter zu fahren. Die zusätzlichen 210 sm sollten bei der neuen Wetterprognose gut zu schaffen sein. Doch so richtig begeistert ist der Captain nicht und er traut auch dieser neuen Wettervorhersage, die plötzlich ein Wetterfenster für die Überfahrt nach Frankreich abbildet, nicht so richtig.

Auch nicht schlimm, schließlich habe ich die Törns, die einen innerhalb eines Tages an ein neues Ziel bringen, in den letzten Jahren vermisst. Außerdem macht Menorca von See her einen schönen Eindruck, als wir zwischen der Südspitze und der Ill de l’Aire hindurchsegeln.

 

Leuchtturm Illa de l’Aire und Punta Prima

 

Anschließend geht es noch 3 sm die Ostküste hinauf, bevor wir in den Hafen von Mahon bzw. Maó, wie der Ort auf katalanisch heißt, einlaufen. Nach Sydney ist es der zweitgrößte Naturhafen der Welt. In dem fjordartigen Hafen sind auch mehrere Inseln. Die erste, kurz nach der Einfahrt gelegene, ist die Illa de Llatzeret. Hier wurde 1793 das Lazarett von Maó erbaut, in dem die Schiffe bei der Einfahrt in Quarantäne genommen wurden. Zum Glück müssen wir das nicht befürchten.

 

Illa de Llazeret

 

Da in dem Hafen mehrere Marinas sind, wollen wir zunächst die 3 sm bis zum Ende durchfahren und uns ein Bild von den verschiedenen Marinas machen. Zwar haben Liegeplätze gegenüber der Restaurant- und Kneipenmeile auch ihre Vorzüge, aber nach unseren Erfahrungen auf Mallorca bevorzugen wir ruhige Nächte.

Als wir in der Hafenspitze und den dortigen Plätzen der Marina Menorca ankommen, werden wir gleich von einem freundlichen Marinero in Empfang genommen. Ein Liegeplatz für einige Tage ist kein Problem und so machen wir Findus fest. Beim Einchecken im Marinabüro fragt Reinhard spontan, was denn wohl ein Liegeplatz für längere Zeit kosten würde. Einen günstigen Preis gibt es nur, wenn man für die ganze Wintersaison einen Liegeplatz bucht. Dann aber kostet der Platz monatlich sensationelle 253,- €, also ca. 8,40 €/Tag und zwar inklusive Strom und Wasser. Damit haben wir nicht gerechnet. Selbst der günstige Liegeplatz in Toulon ist 100,- € im Monat teurer.

Wir vereinbaren, uns das Angebot zu überlegen. Bevor wir die Entscheidung treffen, möchten wir uns Menorca genauer ansehen. Es kommt, wie es kommen musste: Wir finden die Insel unglaublich schön. Und auch der Weg in die Altstadt von Maó ist von unserem Liegeplatz nicht sehr weit. Wir haben uns zwar sehr auf Toulon und die südfranzösische Küste gefreut, aber natürlich ist auch in nächster Zeit überhaupt nicht damit zu rechnen, dass wir vernünftiges Wetter für die Überfahrt haben. Reinhard hatte mit seiner Skepsis gegenüber dem Wetterbericht absolut recht. Wären wir meiner spontanen Idee gefolgt, hätten wir kurz vor Toulon richtig schlechtes Wetter erwischt. Und das Warten auf ein Wetterfenster würden wir mit 45,- €/Tag an Liegegebühren bezahlen. So ändern wir erneut unsere Pläne und buchen den Liegeplatz für die Wintersaison in der Marina Menorca. Hier liegen wir nun mit Blick auf die Stadt und finden, dass wir es wahrlich hätten schlimmer treffen können.

 

Winterheimat

 

 

Mallorca

Friesen an Bord

 

Fast zwanzig Jahre ist es her, dass wir zuletzt auf des Deutschen liebster Urlaubsinsel Mallorca waren. Damals wollten wir als Familie dem tristen Februarwetter im hohen Norden entkommen und fanden eine schöne und ruhige Insel vor. Natürlich gab es schon den Ballermann, aber einerseits zog es uns noch nie zu solchen Plätzen, andererseits war es weit außerhalb der Saison.

Und nun das: Es herrscht Hochsaison und wir sind unfreiwillig hier. So viele Deutsche in Feierlaune haben wir schon lange nicht gesehen und gehört. Der deutsche Radiosender auf Mallorca verkündet täglich die Zahl der erwarteten Fluggäste, meistens mehr als 140.000. Das Starten oder Landen der Flugzeuge können wir aus dem Cockpit der Findus im Zwei-Minuten-Takt verfolgen. Unter den Gästen befinden sich zu unserer Freude auch unsere Nichte Laura mit ihrem Freund Ricci, die zufällig hier eine Woche Urlaub machen.

Da wir bei ihrer Ankunft noch auf den Werfttermin für Findus warten, wird es zwar nichts mit einem richtigen Selgelausflug, aber in die nächstgelegene Ankerbucht können wir wenigstens motoren. Hier ist es schon deutlich voller als in den Ankerbuchten der letzten Jahre und auch deutsche Flaggen wehen an ein paar Schiffen, aber alles ist noch im grünen Bereich. Wir picknicken und schwimmen endlich mal wieder in glasklarem Wasser.

 

Badefreuden

 

Als Findus ein paar Tage später bei der Calanova Werft an Land steht und wir im gleichen Komplex ein Hotelzimmer haben, nutzen wir die Zeit für Ausflüge. Dabei kommt die Kultur ein bisschen zu kurz, denn unsere Ziele heißen meistens Aldi, Bauhaus und Drogerie Müller, die sich praktischerweise gleich nebeneinander befinden.

 

Unerwarteter Dreiklang

 

Normalerweise bevorzugen wir einheimische Supermärkte und Geschäfte. Dementsprechend gemischte Gefühle haben wir bei unserem ersten Besuch. Aber es ist so herrlich einfach, wenn man die Produkte kennt. Ein bisschen frustrierend ist es auch, denn einen Großteil der Dinge, die wir im Auto nach Mallorca gebracht haben, hätten wir einfach hier kaufen können. Dafür hätten wir aber nicht nur wissen müssen, dass es Bauhaus auf Mallorca gibt, sondern auch, dass wir nach Mallorca fahren. Wir sind schließlich nicht freiwillig hier.

Ein Satz, den wir übrigens sehr häufig sagen. Vor allem, als wir mit Findus nach der Wasserung die Marina verlassen, um endlich wieder in einer Bucht zu liegen. Die 7 sm entfernte Cala Portals scheint genau die richtige zu sein. Leider denken nicht nur wir so. Es ist Freitagnachmittag und in der kleinen Bucht liegen die Boote dicht an dicht. So viele deutsche Flaggen auf einem Haufen haben wir schon lange nicht gesehen. Gegen Abend leert sich die Bucht und wir fühlen uns wohl. Es ist richtig idyllisch.

 

Cala Portals

 

Am nächsten Vormittag ist von Idylle keine Spur mehr. Immer mehr Boote strömen in die Bucht mit Crews, die nicht unbedingt wissen, dass der Anker nicht nur den Grund berühren solte. Wir schieben Ankerwache und beäugen die umliegenden Boote argwöhnisch, schließlich ist Findus gerade frisch aus der Werft und uns steht nicht der Sinn nach einem weiteren Versicherungsfall. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Boote anfangen, durch die Bucht zu slippen.

Da ist auch schon das erste kleine Motorboot an unserem Bugkorb. Die aus Süddeutschland stammende Mannschaft versteht nicht so ganz, warum wir auf einmal so nah sind. Gerade wären wir doch noch ganz woanders gewesen. Ich erkläre geduldig, dass wir ein paar Meter Kette mehr draußen hätten und dementsprechend groß unser Schwoikreis sei. Sie nicken mit dem freundlichen Blick von Menschen, die kein Wort verstanden haben und entscheiden, den Anker noch einmal hoch zu holen und an einem anderen Platz zu ankern. Immerhin nur soweit entfernt, dass wir jedes Wort noch deutlich verstehen. Und als es nach 3 m ausgebrachter Kette heißt: „Alles klar, er ist unten.“ wissen wir, dass wir uns wohl bald wieder ganz nah sind.

Andere sind weiter weg, aber leider trotzdem deutlich zu hören. „Atemlos“ schallt es durch die Bucht und das ist noch harmlos. Die Gäste auf den größeren, meist mit Skipper gecharterten Yachten, trinken, als ob morgen auf ganz Mallorca ein Alkoholverbot gelten soll. Aus fröhlich entspannter Stimmung wird Gereiztheit, verschiedene Lieder auf verschiedenen Booten werden von verschiedenen Personen laut mitgegrölt .

Wir fangen an, uns fremdzuschämen. Reinhard sogar so sehr, dass er kurzerhand die Friesenflagge setzt. Am Abend kehrt wieder Ruhe ein. Natürlich nur bis zum nächsten Morgen. Um die Laune zu heben, versuche ich es mit einem besonderen Anreiz: Jede Nacht, die wir hier vor Anker verbringen, sparen wir 68,- Euro. So retten wir uns über den Tag, sind aber geradezu erleichtert, als unsere Sparmaßnahmen am Montag wegen drohenden Gewitters ein jähes Ende finden und wir zurück nach Calanova fahren. Die richtige Entscheidung, denn für viele andere Boote bringt das Gewitter eine breite Palette vom Ankerslippen mit leichten Schäden bis hin zum Totalverlust.

Wir liegen dagegen sicher am Steg in Calanova. Eigentlich ist es hier auch ruhig und das gesamte Personal ist sehr freundlich und hilfsbereit. Neben uns liegt eine Motoryacht aus Berlin. Am letzten Tag ihres Aufenthalts wollen es die drei Männer, ein Vater mit seinen beiden erwachsenen Söhnen, noch einmal so richtig krachen lassen. Als wir von unserem Standardausflugsziel zurück kommen, sitzen sie zunächst ziemlich derangiert an Deck, beschließen dann aber, essen zu gehen. Erst nachts um 2:00 Uhr tauchen sie wieder auf. Es gab wohl auch zum Essen alkoholische Getränke und sie haben sich Besuch mitgebracht. Frisch angereiste Hotelgäste, die auch aus Berlin kommen. Unglücklicherweise darf ich der ganzen Konversation folgen, die irgendwann in dem Ausspruch gipfelt: „Ick hab ja schon viel jesehen von der Welt, aber Mallorca, dit is dat Beste.“ Verzweifelt suche ich nach meinen Ohrstöpseln.

Es wird Zeit, dass wir uns endlich den schönen Seiten dieser Insel zuwenden und so geht es von Calanova nach Cala Figuera, eine kleine Bucht im Osten der Insel. Der kommunale Hafen verfügt über fünf Gastliegeplätze, die „nur“ 45,- Euro/Nacht kosten. Die Einfahrt in den kleinen Fjord ist von See kommend kaum zu sehen.

 

Cala Figuera

 

Ein schöner kleiner Ort, den wir aber am nächsten Tag schon wieder verlassen. Es geht weiter nach Cala Ratjada und somit zu einer weiteren Touristenhochburg Mallorcas. Auch hier hält es uns nur eine Nacht. Wir haben beschlossen, mit Findus den Winter in Südfrankreich zu verbringen. Da das Wetter eine direkte Überfahrt nach Toulon nicht zulässt, verlassen wir Mallorca erstmal mit Ziel Menorca, um dort auf ein gutes Zwei-Tage-Fenster für die Überfahrt zu warten.

 

Endlich wieder unter Segeln

 

 

 

Îles d´ Hyères

Porquerolles
Porquerolles

 

Auf unserem Weg nach Mallorca, wo wir FINDUS in Empfang nehmen konnten, waren wir zu Gast bei unseren Freunden François und Muriel in Toulon. Sie verkürzten unsere Wartezeit mit ausgedehnten Aktivitäten, und so lernten wir die Stadt und das Umfeld zwischen Marseille und der Cote de Azur zu schätzen.

Hier sind zauberhafte kleine Häfen und Buchten aneinandergereiht, die im Hinterland von Bergen, steilen Felshängen und Pinienwäldern umsäumt werden. Die drei Hauptinseln sind Porquerolles, Port Cross und Île du Levant. Für die Piraten waren diese Inseln als gute Verstecke „Gold“ wert. Und deshalb wurden sie als goldene Inseln bezeichnet. Nachdem der Staat die Inseln von einem Privatier zurückgekauft hatte, ist dort ein überschaubarer Tourismus entstanden.

 

Von Toulon sind die Inseln mit einem gecharterten Motorboot schnell erreicht

 

Die Urlauber lieben die vielen Möglichkeiten von Sonnenbaden, Schwimmen und Tauchen in glasklarem Wasser und das Wandern sowie die Flora und Fauna.

 

Glasklares Wasser erinnert an die Karibik

 

Blick vom Mont Faron auf Toulon
Blick vom Mont Faron auf Toulon