Kurz vor der Abfahrt

 

Für die nächsten 6 Wochen unserer Reise in die Südsee haben wir gebunkert. Über 4000 sm (ca. 7400km) liegen vor uns. Obst und Gemüse liegen in Netzen, frische Lebensmittel im 100l – Kühlschrank und Dosen und Gläser in diversen Backskisten. Möchte jetzt jemand Gouda essen, muss er sich im Kühlschrank bis zum 6. und letzten Untergeschoss im Kühlschrank durcharbeiten: Alles raus und alles wieder rein! Schließlich ist der Kühlschrank ein Toplader, wegen der Energieersparnis.

 

Proviant in Netzen

 

Dosenfutter für die letzten 4 Wochen der Reise

 

Unseren Speisenplan werden wir durch Frischfisch bereichern. Bonitos sollen häufig geangelt werden. Wenn unsere 14 Pakete Schwarzbrot, Roggenbrot und Pumpernickel zur Neige gehen, werden wir alle zwei Tage Brot backen. Unser Dieselvorrat reicht allerdings nur für 5 Tage. Für die großen Flautenlöcher von 1000 km am Äquator nicht gerade viel.

Wir vertrauen auf Gerald, der uns täglich aus seiner Funkerbude mit den neuesten Windprognosen versorgt und damit die Route vorgibt. Vielen Dank für Deine Arbeit.

Wir laufen am Karfreitag nach Taboga aus, einer kleinen vorgelagerten Insel. Dann geht es weiter zu den Las Perlas. Das ist eine Inselgruppe vor Panama. Dieser kleine Probelauf dient noch mal zur Überprüfung des Schiffs und wir können uns wieder langsam an das ewige Schaukeln gewöhnen.

 

Wir wünschen allen Lesern „Frohe Ostern“ und drückt uns die Daumen für guten Wind.

 

 

 

Wir sind durch!

 

Das berühmte Tor zum Pazifik öffnet sich

 

Wir können es kaum erwarten, bis sich das letzte Schleusentor am Sonntag, den 9.4.2017 öffnet und den Weg in den Pazifik freigibt. Doch dieses Erlebnis wurde leider durch ungeplante Warterei getrübt.

Einige Male gibt es Probleme mit den Dickschiffen. Wir sollen im 3er-Segelschiff-Päckchen mit einem Dickschiff geschleust werden. Die waren aber mehrmals einfach noch nicht da.

Insgesamt gibt es drei Schleusen mit 1000 ft (ca. 330m) langen Kammern für die Panmax-Schiffe und kürzere Dickschiffe. Jeweils daneben befinden sich nochmals die gleichen Kammern.

In Richtung Pazifik gesehen folgen nach der Gatunschleuse mit drei Kammern und je 10m Aufstieg, die Pedro Miguel Schleuse mit einer Kammer und 10m Abstieg und schließlich die Miraflores Schleuse mit zwei Kammern und je 10 m Abstieg. Die letzte hatte bei unserer Durchfahrt wegen entsprechender Tide nur 8 m.

Die neuen noch größeren Schleusen sind den riesigen Neomax-Schiffen vorbehalten, die von der Größe auf diese abgestimmt sind.

Bevor es losgeht begrüßen wir unsere jungen professionellen Linehandlers Pedro, Mauricio und Gytti, die wir anheuerten, nachdem unsere eingeplante befreundete US-amerikanische Crew von der „Vidorra“ schon weiter ziehen musste. Für die Linehandlers gehört das Warten zum Alltag, und ihre Smartphones müssen häufig geladen werden.

Zunächst heißt es Ankern in den Flats (ausgewiesene Warteplätze) und auf den Advisor (Lotse für kleine Schiffe bis 60 Fuß) warten.

Wie das Plotterbild zeigt, sind wir nicht allein.

 

Auf dem Weg in die Flats (AIS-Plotterbild)

 

Christobal Signal Station kündigt die Ankunft für unseren Advisor für 16:30 Uhr an. Tatsächlich ist er dann erst um 18:00 Uhr an Bord, da das mit uns zu schleusende Dickschiff noch nicht da war.

 

Advisor „Moses“ kommt an Bord

 

Als es endlich los geht, ist es 20:00 Uhr und dunkel.

Kurz vor der Schleuse bilden wir ein 3er Päckchen. Das größte Schiff fährt in der Mitte. Vor- und -Achterleinen und zwei Springs halten die Nebenboote jeweils am Mittelschiff fest, gut geschützt durch 8 große Fender. Die FindUs fährt Backbord.

Nachdem das Dickschiff vor uns mit Lokomotiven in die Kammer gezogen wird, geht es auch für uns los. Unser Päckchen fährt unter Motor in die Schleuse. Der Mittelschiff-Kapitän bedient sein Ruder und die Außenschiffe steuern durch Gasgeben oder Bremsen durch Rückwärtsfahrt. Das funktioniert gut, eben wie bei einem Katamaran. Die Kommandos kommen vom Advisor auf dem Mittelschiff.

Während der Einfahrt in die Schleuse werden den Außenschiffen von der Kaimauer je zwei dünne Holeleinen mit sogenannten Affenfäusten zugeworfen, an denen je 40m lange Festmacher zu befestigen sind. Die werden dann vom Schleusenpersonal rechts und links hochgezogen.

Auf Kommando haben alle Schiffe 15 m vor dem Dickschiff zu bremsen. Auch das klappt. Die Leinen werden belegt und halten uns wie ein Spinnengewebe in der Mitte der Kammer. Das Wasser wirbelt auf und steigt schnell an.

 

Gatunschleuse bei Nacht

 

Nach zwei weiteren Kammern sind wir 30 m höher und fahren in den Gatunsee. Das Päckchen wird hier aufgelöst und nach knapp 30 Minuten Fahrt kommen wir um 22:30 Uhr an einer Boje an, machen fest und trinken unser verdientes Schleusenbier. Unser Moses wird allerdings vom Lotsenboot abgeholt. Zwischen 6 und 8 Uhr soll es am nächsten Morgen weitergehen. Es wird aber 9.30 als Francisco, unser neuer Advisior, mit dem Lotsenboot kommt.

 

Kleine Insel im Gatunsee

 

Die Fahrt durch den Gatunsee dauert gute vier Stunden. Es geht vorbei an kleinen Inseln, Buchten und Urwald. Wir sehen viele größere Pelikane und in der Ferne ein kleines Krokodil. Häufig begegnen oder überholen uns Dickschiffe. Am Ende müssen wir langsamer werden, da das für die nächste Schleuse uns zugeteilte Dickschiff „Global Majesty“ noch weit hinter uns ist.

 

Miraflores Schleuse – Die „Global Majesty“ hinter uns

 

Pedro Miguel Schleuse

 

Nachdem wir die Abstiege geschafft haben, ist es schon 18 Uhr. Noch kurz vorm Dunkelwerden machen wir an einer Boje des Balboa Yacht Clubs in der Nähe der Altstadt von Panama City mit Blick auf den Pazifik fest. Wir müssen uns erst wieder an die Tide und die Strömung gewöhnen, die hier mit 4,50 m und mehreren Knoten auftritt.

Unsere Linehandlers und der Advisior verlassen das Schiff. Sie haben wirklich gute Arbeit geleistet und wussten worauf es ankam.

 

Und nun? Wir sitzen allein bei einem Sundowner im Cockpit. „Hat doch alles gut geklappt.“ und „Es war doch gar nicht so schwierig, wie erzählt wird.“ So lautet das übereinstimmende Resümee.

„Aber…, müssen wir nun wirklich da auf den großen Pazifik raus?“ Müssen nicht, aber wir sind entschlossen und wollen es wagen.

 



	

Schiffslogos weltweit

 

FindUs mit „CN Glücksburg“- Wimpel in Panama

 

Viele Crews hinterlassen ihr Schiffslogo an bestimmten Hafenmauern. Wichtige Anlaufhäfen sind weltweit bekannt für dieses Brauchtum und es ist eine Attraktion. Panama ist besonders interessant, da sich hier die Schiffe aus dem Atlantik und Pazifik kreuzen.

In der Shelter Bay Marina Colon (ehemals USA-Stützpunkt) wurde zur Verschönerung aufgerufen. Jetzt gibt es dort nicht nur Graffiti an der Hallenwand des Segelmachers, sondern davor auch noch einen kleinen Garten mit Blumen und Kräutern, der liebevoll von den neu ankommenden Crews aus aller Welt gepflegt wird.

 

Gesamtensemble: Logos mit Grünzeug

 

Da wollten wir gern mitmachen. Für unser Logo wurde also eine Schablone aus Kunststoff geschnitzt und diverse Farben in Spraydosen gekauft… und die Kräuter haben wir gewässert.

 

 

Proviantierungsprobe

 

Für die Pazifiküberquerung werden wir für sechs Wochen Lebensmittel proviantieren. Obst und Gemüse erwirbt man hierfür am besten auf dem Markt. Der Farmers-Market in Panama-City ist hierfür der perfekte Ort, wird doch alles zunächst hierhin geliefert, bevor es an die Supermärkte weiter verkauft wird. Da wir während des Kanaltransits vier weitere Personen verpflegen müssen und auch gerne die Qualität, Lagerungsfähigkeit und Preise testen wollen, starten wir nach einem kurzen Abstecher zum Schiffsausstatter unseren Einkaufstag mit Emilio hier.

Die Auswahl ist unglaublich und wir sind sehr froh, in Begleitung eines Einheimischen unterwegs zu sein, der uns die verschiedenen Stände empfiehlt. So kaufen wir Melonen, Ananas und Mangos an Ständen, die ausschließlich die einzelne Frucht anbieten. Soweit erforderlich, übernimmt Emilio auch die Preisverhandlungen für uns. Und so bezahlen wir an einem Stand für drei Ananas 1 Balboa/US$ und am nächsten den gleichen Preis für fünf Mangos. Und auch das Gemüse ist günstig: 1 Pfund Tomaten 0,60 Balboa/US$, Zwiebeln 0,65 Balboa/US$, Paprika 0,80 Balboa/US$ usw. Wir wollen so wenig wie möglich im Kühlschrank lagern und sind gespannt, ob sich grüne Ananas tatsächlich länger in Alufolie halten.

Weiter geht es in Shoppingmalls, in ein Elektrogeschäft, zur Kaffeefabrik und letztendlich zum Supermarkt. Diesmal nur einen, für die große Proviantierungsaktion nächste Woche wird es dann in mehrere gehen.

Wer seine Proviantierung plant, dem möchten wir Emilio Lao sehr empfehlen. Die doch ziemlich unterschiedlichen Dinge auf unserer Liste haben wir entspannt und erfolgreich abgearbeitet. Für uns war es ungemein hilfreich, nicht auf eigene Faust unterwegs sein zu müssen. Ganz davon abgesehen, dass Emilio ein sehr sympathischer Mensch ist. Er ist telefonisch bzw. über WhatsApp erreichbar unter +507 66167531.

 

 

 

Proviant

 

Flensburger – gut gekühlt!

 

 

Panama – Vielfalt und Multikulti

 

Visit Panama

 

Das Land erstreckt sich von West nach Ost, von Bocas del Toro bis Darien. Im Norden wird es durch die Karibische See und im Süden durch den Pazifik begrenzt. Was ist das für ein Land, das einerseits mit einsamen Stränden und Inseln wirbt, andererseits aber auch selbst vor der hohen Kriminalitätsrate warnt?

Die 3,5 Mio. Einwohner sind ebenso den Nachkommen mehrerer indigener Stämme zuzurechnen, wie denen, welche europäische, amerikanische oder afrikanische Vorhaben haben. Im Gegensatz zu den Gewinnern der Finanz- und Handelswelt, leben viele Familien in ärmsten Verhältnissen. Der Kanal schafft zwar Arbeitsplätze und bringt dem Land Einnahmen, trotzdem gibt es im sozialen Bereich noch viel zu tun.

Wir fahren zunächst mit dem Bus längs durchs Land, durch Nationalparks mit Regenwald und an Siedlungen mit einfachen Wellblechhäusern vorbei. Unser Ziel ist die Metropole Panama City.

Emilio, der uns schon vom Flugplatz abgeholt hat, hat unseren Aufenthalt organisiert. Wir sind mitten im Bohemian Bezirk El Cangrejo einquartiert und bewundern von unserem Hotelzimmer und von der Swimmingpoolbar im 15. Stock die Hochhäuser. Abends geht’s in die umliegenden Bars und Restaurants.

 

Panama City

 

Tags drauf bringt uns Claudio, ein erfahrener Guide, zu den Sehenswürdigkeiten der alten und neuen Stadt und am nächsten Emilio zum Farmers Market, Supermärkten und maritimen Geschäften, die wir gern besuchen möchten. Wir sind überrascht, wie viele Baustile vorzufinden sind. Die Kolonialisierung hat ihre Spuren hinterlassen.

 

 

 

Im Gegensatz zu Colon, fühlen wir uns hier sicher, allerdings besuchen wir auch nicht die als gefährlich geltenden Bezirke. Ansonsten lassen wir vom Fischmarkt, wo wir natürlich auch Ceviche essen (in Zitronensaft eingelegter Rohfisch, Lobster, Shrimps), bis zum französischen Viertel nichts aus.

Da die Entdecker vor 500 Jahren hier reichlich Gold fanden, interessiert uns sogar auch der Goldaltar. Der Prunk macht uns allerdings eher nachdenklich.

 

Eine Besichtigung der „Miraflores Locks“ gibt uns letztlich einen Vorgeschmack auf unsere eigene Schleusung, die hoffentlich in einer Woche ansteht.

 

Miraflores Locks