Der Elbfuchs ist an Bord

 

Ehre wem Ehre gebührt
Ehre wem Ehre gebührt

Mit einer großen Zeremonie wurde der „Neue“ an Bord der SY FindUs willkommen geheißen. Es ist kein Geringerer, als der an der Elbe und Nordsee bekannte und gefürchtete Regattasegler Klaus. Unser Freund ist stets mit allen Tricks unterwegs und wird deshalb auch Elbfuchs genannt. Sein eigenes Schiff trägt auch diesen Namen. Das hat er aber jetzt in Brunsbüttel zurück gelassen und ist als Verstärkung des Capitanos und seiner Crew nach Lissabon geflohen. Die Crew besteht aber nur aus Handpuppen, aus der Zeit, als unsere Tochter noch klein war.

Klaus suchte sogleich das Gespräch mit der festen Bootscrew, stellte sich vor und stellte Fragen.

Klaus:
Zunächst gratuliere ich jedem einzelnen von Euch zur vollbrachten Weltumrundung. Wie ich gehört habe, habt ihr tatsächlich am Cabo Vicente in Portugal den Kurs von der Hinfahrt vor mehr als 6 Jahren gekreuzt.

Findüs (Bei einer Urlaubsfahrt nach England als Katze angeheuert, behauptet aber, er sei Franzose):
Ouí, als die älteste Mitglied an die Börd sage isch jetzt mal ‚Merci beaucoup’. Während sich die Capitano mit seine Co-Capitana für die Strecke dursch die Piratengebiete verpisst ´at, müssten wir ´ier Wache schieben. Ehrlisch gesagt war es stinklangweilig. Aberr als fremde Personen an die Börd kamen und komische Sachen an die Mötör und über´aupt gemacht ´aben, ´aben wir uns alle verrsteckt. Als alter Karatekater ´ätte isch natürlich was machen können, aber isch wollte keine Gewalt an die Börd. Angst ´atte isch naturellement nischt. Es war dann auch ganz schön, als unsere Capitanos endlisch wieder da waren.

Findus (schweigsamer Kater mit grüner Hose aus Schweden):
Ja, ja, wer hat denn hier Angst gehabt? Ich will ja keinen angucken!

Klaus:
Sagt mal, wieso klebt vorn am Bug eigentlich ein Bild von Findus?,

Mr. Ru (blinder Maulwurf als Geschenk aus Flensburg):
Also, das kann ich genau sagen. Beim Polieren des Rumpfs, hat der Capitano zu viel poliert und plötzlich kam der graue Grundanstrich durch. Da hat er einfach das Bild drüber geklebt. Hi hi hi!

Klaus:
Und wie seid ihr so an Bord gekommen?

Franz (ein Hahn aus Wismar):
Als die Mannschaft der FindUs auf einer Stadtbesichtigung und Shopping-Tour war, kam plötzlich die Capitana auf mich zu. Wir hingen mit ganz vielen anderen Handpuppen an einem Ständer und sie mochte mich als stolzen Hahn sofort. Nur der bekloppte Capitano verhinderte, dass wir zu zweit aufs Schiff kamen, denn nochmal 50€ für meine Frau wollte er nicht ausgeben.

Klaus:
Sag mal, du musst dich auf dem Wasser doch richtig wohl fühlen?

Klarabella (Nilpferd, was gern damenhaft ist):
Ja, jetzt geht’s. Ich habe schließlich schon als einziges Mädchen hier viel mitgemacht und war zuerst gar keine Handpuppe. Aber als Weihnachtsgeschenk kam ich an Bord. Der Capitano hat mich einfach operiert und einen Strumpf bis zur Schnauze eingenäht. Und jetzt fasst jeder durch meinen wohlgeformten Hintern und lässt mich sprechen.

Klaus:
Bekommst du hier eigentlich genug Möhren an Bord?

Klaus-Günter (ein stets quatschender Hase):
Ja, ja. Ich kann nicht klagen. Möhren gibt es in der ganzen Welt. Aber ich bin hauptsächlich immer hinter schicken Weibern her. Eine Freundin von Svenja wollte ich schon heiraten, aber die hat mir leider einen Korb gegeben. Also suche ich weiter.

Klaus: Sagt mal, kommt ihr denn hier so alle miteinander aus?

Findüs: Ouí, das geht schon. Aberr naturellement bin isch ´ier der Chef der Crew. Manschmal trinke isch mit die Capitano eine Rötwein aus meiner ´eimat und rauche eine Gauloises dabei.
… Aberr sag mal, wenn ´ier jetzt zwei Capitanos an die Börd seid. Wer ist denn jetzt der Chef von Euch?

Klaus:
Ich denke, dass wir uns schon alle zusammen verstehen werden. Und denkt dran: Morgen früh um 6 Uhr ist eine Stunde vor Niedrigwasser. Da brauche ich euch alle zum Ablegen und ich möchte hier jeden pünktlich an Deck sehen!!!

Findus (ansonsten schweigsamer Kater):
Ich will hier ja keinen angucken, aber, Ehre wem Ehre gebührt. Ich glaube und weiß, wer hier der Chef sein wird.

 

 

Marina Oeiras* und der Wal

Wegen der Corona-Masken ist das nette Lächeln nur zu erahnen
Wegen der Corona-Masken ist das nette Lächeln nur zu erahnen

Als ich nach meiner nächtlichen nicht ganz einfachen Ansteuerung der Einfahrt in den Hafen, die bei viel Wind und großem Stromversatz erfolgte, morgens noch müde zur Anmeldung die Rezeption der Marina betrete, werde ich vom freundlichen Personal empfangen. Auch später an der Tankstelle und beim Umlegen von FindUs an den zugewiesenen Schlengel helfen mir hilfsbereite Crew-Mitglieder der Marina.

Dabei fällt mir auf, dass das Logo des Unternehmens einen Walschwanz darstellt. Und weiter stelle ich fest, dass FindUs vor genau zwei Jahren eine seltsame Begegnung mit einem Wal hatte (s. Archiv: August 2018). Da die Sache damals in Fidschi doch letztendlich gut ausgegangen ist, werte ich dies jetzt mal als ein gutes Omen.

Das Einchecken geht schnell, und ich werde auf alle Vorteile der kleinen Marina hingewiesen. Dazu zählen ein naher Strand, die sanitären Einrichtungen, die Tankstelle, die preisgünstige Benutzung von Waschmaschine und Trockner, die Benutzung des Riesenpools mit Sprungturm. Der Service wird hier groß geschrieben und bei Fragen und Problemen wird dem Gast von der Crew geholfen, vom Taxi-Ruf bis zur Erläuterungen auf dem Stadtplan.
Der Liegeplatzpreis für all das ist angemessen, aber im Gegensatz zu der benachbarten Marina günstig.

Ansichten vom Liegeplatz aus

In der Marina fühle ich mich mittlerweile richtig wohl. Beim Warten auf ein gutes Wetterfenster und natürlich auf Klaus, der mich bei einem Teil der Strecke nach Norden unterstützen wird, habe ich den Hafen schätzen gelernt. Zunächst dachte ich, das ist eine Marina, wie jede andere auch.

Während in den Masten der Wind manchmal ein Heulen verursacht, liegt man hier total sicher und ruhig am Schwimmsteg. Die Tide wird damit kaum wahrgenommen. Da schlafe ich schon gern mal etwas länger. In diesem Fall ist dann im Cockpit morgens ein dumpfes und raschelndes Geräusch zu hören. Dann sind gerade die kostenlosen frischen Brötchen gebracht worden. Sitzt man aber schon im Cockpit, werden die frischen Brötchen von einem Crewmitglied der Marina persönlich überreicht, immer verbunden mit einem freundlichen „Enjoy it!“ oder mit den besten Wünschen für den Tag.

Frische Brötchen als morgendlicher kostenloser Service
Frische Brötchen als morgendlicher kostenloser Service

Vor jedem Ausleger sind Steckdosen und ein Wasseranschluss mit korrekt aufgerollten neuwertigen Schläuchen. Im Hafen sind einfache Zubehörteile erhältlich. Auch Fahrräder sind zu mieten, wie auch kleine Tretwagen oder Autos. Eine Tauchbasis macht vielseitige Angebote: KAJAK. SUP. DIVE. HIKE. BIKE.

Und überhaupt, die Anlage ist sehr gepflegt. Dies gilt auch für den dazugehörigen Teil des riesigen Schwimmbads. Ein aus der Natur der Benutzung her entstehender Geräuschpegel ist aber durchaus im Hafen vernehmbar. Mich stört aber von Tag zu Tag mehr die vielmehr permanente Musikberieselung in dieser Nebenanlage ab den Mittagsstunden, die wohl gute Urlaubsstimmung verbreiten soll. Da ist es am Strand ruhiger. Kleine Restaurants befinden sich nah am Wasser. Fußläufig in 1200m ist ein Supermarkt erreichbar. Die kleine Altstadt selbst ist ein bisschen weiter entfernt. Aber die Taxis sind hier sehr preisgünstig und so mache ich auch eine Tour, u.a. zu einer prunkvollen Shopping Mall.

Da ich Lissabon und die noble Marina in Cascais schon auf der Hinfahrt besuchte, macht mir jetzt bei alledem sogar das Warten in Oeiras Spaß!

* ….Wenn ich den obigen Beitrag so lese, kommt mir die Idee, als Rentner mit Freizeit könnte ich doch gut Marina-Tester werden und Sterne verteilen… Oeiras bekäme einen!…

 

Zurück ist schlimmer

Cabo Espichel
Cabo Espichel

Es geht weiter nach Norden. Der Wetterbericht sagt wenig Wind in Küstennähe voraus und scheint ideal für ein weitere Fahrt. Geplant ist die Fahrt bis Sesimbra in der Nähe des Kaps Espichel. Aber da es so gut läuft, will ich die läppischen 20nm nach Oeiras, nur wenige Meilen von Cascais entfernt und am Anfang des Rio Tejo Deltas, auch noch machen und noch vor Dunkelheit ankommen. Den Hafen habe ich mir nach Studium des entsprechenden Fachbuchs „Imray Pilots“ ausgeguckt. Schließlich war ich schon 2013 auf der Hinfahrt in dem Luxushafen von Cascais, der von Scherzkeksen unter den Seglern wegen der hohen Liegeplatzgebühren auch „Cashcash“ genannt wird. Dafür gibt es zur Begrüßung aber auch eine Flasche lokalen Rotwein. Die Rechnung von damals ist immer noch ich im Logbuch eingeklebt!

Die Fahrt scheint bei dem guten Wetter kein Problem zu bereiten. Außerdem beschreibt Sönke Roever bei blauwasser.de den Hafen durchaus als angenehm, warnt allerdings auch vor der tückischen Einfahrt bei viel Strom im Rio Tejo.

Die ersten Anzeichen von "Spezialbedingungen"
Die ersten Anzeichen von „Spezialbedingungen“

Was ich total unterschätzt habe, ist mal wieder die Besonderheit des Winds an den portugiesischen Kaps, die sich früh morgens durch wenig Wind auszeichnen und abends aber um so windreicher sind. Außerdem weiß ich vom hohen Stromversatz im Rio Tejo. Nun, das kennt man auch von der Elbe, z.B. beim Einlauf in die Marina Cuxhaven. Was ich aber nicht so bedacht habe, ist, dass ich bei ablaufendem Wasser mit immer mehr Gegenstrom ordentlich vorhalten muss und dass das natürlich auch Zeit kostet. Findus macht unter Motor also zunehmend weniger Speed. Bei stetig zunehmendem Wind von vorn mit Böen von 25kn und überkommendem Wasser kann ich zuletzt nur eine Geschwindigkeit von 1,6kn über Grund messen. Entgegen der Planung ist es jetzt schon dunkel.

Zu dem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, dass Karen in Kiel bei Antje und Klaus auf der SY Elbfuchs ist. Die Beiden wollen am nächsten Tag zum Ende ihres Urlaubs durch den Nordostsee-Kanal nach Brunsbüttel. Sie besprechen gerade die nahende Reise von Klaus nach Portugal, da Klaus mich in seinem neuen Rentnerleben ein paar Wochen unterstützen möchte. Und was machen sie da? Natürlich wird die FindUs mal wieder bei Marine Traffic „gestalkt“. Wieder Zuhause stellt Karen dann beim nochmaligen Nachschauen mit Verwunderung fest, dass FindUs immer noch vor der Hafeneinfahrt ist. Entweder hat die FindUs mal wieder ein Fischernetz im Propeller oder es scheint anständig Strömung gegenan zu sein. Letzteres ist diesmal der Fall. Sie ist erleichtert, als ich nach längerer Beobachtung endlich den Hafen erreicht habe.

Nach Sicht fahre ich also bei ablaufendem Wasser halbwegs Kurs Lissabon von Süden kommend in das Rio Tejo Delta hinauf, auf dem Plotter fahre ich allerdings genau auf die Hafeneinfahrt von Oeiras zu. Die kann ich aber nicht sehen, weil erstens zu viel Wasser überkommt und zweitens ist es inzwischen stockdunkel geworden. Erst eine Meile vor der Einfahrt sehe ich die Befeuerung mit zwei grünen und einem roten Leuchtfeuer. Bei mittlerweile 4kn Strömung und Wind von vorn komme ich kaum voran. Meine Taktik besteht nun darin, ein wenig mehr Höhe zu machen, um dann mit Speed in die Hafeneinfahrt einzulaufen, der über Eck versetzt eine zweite, nur sehr schmale Einfahrt folgt. Der Gedanke ist gut, aber die Zeit verfliegt. Ich komme mit FindUs kaum voran. Mit zunehmender Nähe zum Nordufer des Flusses nehmen glücklicherweise die Wellen und auch der Wind ab. Ich rausche in die dunkle Hafeneinfahrt und habe mich auf eine scharfe Rechtskurve vorbereitet, die zum Anleger am Empfangsgebäude und zur Tankstelle führt. So kommt es auch. Ich bin drin… und der Wind und die Wellen draußen! Wie schreibt Sönke noch: Die hohe Hafenbefestigung rundum vermittelt einem auch das Gefühl der Sicherheit. Das sehe ich in diesem besonderen Fall erst recht so.

Ein Segler eines englischen Schiffs sieht, dass ich allein an Bord bin und kommt den Steg hinunter um mir beim Festmachen zu helfen. Er kann sich den hämischen Spruch „Na? Ganz schön viel Wind draußen und … Strömung auch!“ aber nicht verkneifen. Er hatte allerdings die gleiche Erfahrung gemacht.

Meine Klamotten sind pitschnass und ich taste im Kühlschrank nach einem Bier, um den Salzgeschmack loszuwerden. Ohne es sofort zu merken erwische ich aber eine Cola. Ich habe keine große Lust auf eine erneute Suche, so verdünne ich das süße Zeug mit ordentlichem Rum und nach zwei Drinks liege ich in der Koje, … mal wieder um eine Erfahrung reicher.

Bei Tageslicht gesehen sieht die Einfahrt und die Marina Oeiras ganz anders aus
Bei Tageslicht gesehen sieht die Einfahrt und die Marina Oeiras ganz anders aus