Schietwetter in Figueira da Foz

 

Natürlich braucht ein Skipper für die Langfahrt die Wind- und Strömungskarten, die sog. Monatskarten. Diese geben die statistischen Häufigkeiten in bestimmten Gebieten der Erde an. Da wir nunmehr auf einen Klimawandel zusteuern, haben Jimmy und Ivan Cornell die Daten der letzten 20 Jahre in ihrem Atlas der Ozeane zusammengetragen.

Um auf der sicheren Seite zu sein und Reisen planbar zu machen, haben wir uns dieses Teil für viele Euros gekauft. Und was ist der Erlös? Im Oktober stehen für das hiesige Atlantikgebiet überwiegend nördliche Winde an und ein Flautentag.

Ich sitze aber nunmehr bei starkem Südwind und Regen wie in einer Falle im Hafen von Figueira da Foz fest, weil sich dieses blöde Wetter nicht an die Statistik halten will.

Wegen zu großer Wind- und Wellenstärken ist der Hafen komplett von der Policia Maritima gesperrt worden. Das kann man ihnen nicht mal übel nehmen, denn sie kennen die Gefährlichkeit, schließlich haben sie bei ähnlichem Wetter am 12.4.2013 bei der Rettungsaktion von der Segelyacht „Meri Tuuli“ (X442) aus Hamburg vor dem Hafen einen ihren Kameraden verloren. Auch ein Mitglied der Mannschaft starb.

Hier im Hafen verfärbt sich das Wasser durch den Flussablauf bedingt auf rotbraun. Auf dem Atlantik wird die Wellenhöhe mittlerweile von verschiedenen Wetterprogrammen mit über 10 m angegeben, Tendenz steigend. An eine Überfahrt nach Madeira ist im Moment und in nächster Zeit überhaupt nicht zu denken.

Wenigstens sind die Hafengebühren jetzt in der Nachsaison erträglich geworden. So zahle ich hier für eine Woche nur noch 86 Euro, inkl. Wasser, Duschen, Strom und WLAN. Bis zum September lagen die Preise in den Häfen zwischen 25 und 40 Euro täglich, teilweise sogar ohne Zusatzleistungen.

Zum Glück sind das Ölzeug und die Gummistiefel nicht nur auf dem Schiff nutzbar. Es dient mir auch beim Gang in die gegenüberliegende Markthalle, um mich mit frischem Gemüse, Obst, Brot, Fisch und Fleisch zu versorgen. Die Auswahl ist groß. Eines gibt es hier jedoch leider nicht: Einen Sack voll Sonne mit mäßigem Nordwind.

Gut, dass ich im Hafen bin. Werde wohl einen kleine Autotrip mit meinen Bootsnachbarn ins Landesinnere vornehmen.

Gruß Reinhard

Markthalle in Figueira da Foz (24.10.2013)
Markthalle in Figueira da Foz (24.10.2013)

 

Brandung am Strand von Figueira da Foz (24.10.2013)
Brandung am Strand von Figueira da Foz (24.10.2013)

 

Datum: 22.10.2013 – 12:46:15 Uhr

Position: N 40 8 47.41 / W 8 52 24.00

Richtung: 287.04

 

Position in Google Maps

 

 

Anmerkung vom Webmaster:

Leider ist bei der Bildunterschrift „Brandung“ mit „Dünung“ vertauscht worden. Ist jetzt aber korrigiert. Folgende Erklärung, die postwendend hier einging, gibt aber auch dem Laien Aufschluss über den Begriff Dünung.

„Als Dünung wird die stetige lange Welle auf dem Ozean bezeichnet (im Atlantik meist aus West), die nicht durch Wind hervorgerufen wird und in Frequenzen angegeben wird, z.B. 10,2 Sekunden, aber durchaus von Windwellen überlagert wird, die Wetter bedingt entstehen. Bei meinem Törn habe ich durchaus eine Dünung von über 3 m erlebt, die aber harmlos ist, da die Wellen bei einer 10 er Frequenz ca. 100 m Abstand haben. Unangenehmer wird es dabei, wenn die zum Teil querlaufenden Windwellen zu Kreuzseen werden, wie z.B. zurzeit, wenn Südwind mit 40 kn und den dazugehörigen Südwellen auf Westdünung trifft.“