Keine Zwiebeln – kein Geld – kein Wind

 

Nach neun Hafentagen hat der Starkwind in Mindelo/São Vicente endlich nachgelassen.

Wir haben die Zeit genutzt, um uns die Insel anzusehen.

Der Trans-Ocean Stützpunktleiter Milan organisierte für die deutschen Yachties einen Kleinbus und schon bald stellten wir fest, dass die Insel ziemlich karg und fast menschenleer ist. Nur in einem kleinen Gebiet, in dem Wasser vorhanden ist, kann Gemüse und Obst angebaut werden. Ansonsten sind die Menschen auf Fisch angewiesen und auf die überwiegende Versorgung durch Portugal.

TO-Safari auf São Vicente
TO-Safari auf São Vicente

 

Südostküste
Südostküste

 

Seltene Wolken in 700m Höhe
Seltene Wolken in 700m Höhe

 

Freilaufende Ziegen
Freilaufende Ziegen

 

Die lebensfrohen Verdianer bleiben dabei ganz gelassen, auch wenn es mal für unbestimmte Zeit keine Zwiebeln gibt. Dafür kostet ein Kilo frisches Thunfischfilet knapp 10€. Bei einem durchschnittlichen Monatslohn zwischen 200 und 400 € kann sich das aber eine Familie kaum leisten.

 

Natürlich wurde die Zeit auch genutzt, um das Boot zu entsalzen und technisch zu optimieren. Bei der Raymarine-Wheel-Autopilotanlage drehte der Keilriemen durch, da er in der Salzlösung keinen Griff mehr auf das Steuerrad erzeugte.

Zusätzlicher kleiner Stützarm an der Hydrovane
Stützarm

Die Windpilotanlage wurde um ein zusätzliches Halterohr verstärkt, da bei hohen Wellen und starkem Ruderdruck die Ruderwelle leicht aus dem Lot geriet.

Ansonsten beschäftigen wir uns auch große Zeit mit Suchen. „Weißt Du, wo …. ist?“ Das ist zumeist, trotz umfangreicher Staulisten, der Anfang von umständlichen Nachforschungen in Backskisten und jeglichen Stauräumen. Und so stapeln sich im Salon die Sachen. Hat man endlich das gesuchte Teil gefunden, muss alles wieder eingepackt werden. Aber manchmal hat man auch Glück und findet dabei die lange Schlafanzughose wieder, die man jetzt nachts gut tragen kann, denn bei Temperaturen um 20 Grad wird einem nachts schon mal kalt.

Natürlich ließe sich das Problem lösen, z.B. durch eine radikale Reduktion der Ausrüstung oder … , aber dieses heikle Thema wird bisher beharrlich an Bord unterdrückt. …allerdings schaut Mann doch schon mal sehr interessiert auf größere Yachten.

Bisher konnten wir überall mit der Visa-Card bezahlen oder Geld abheben. Aber heute standen wir ratlos vor unserem Lieblings-Automaten, der uns partout nichts ausspucken wollte. Auf Nachfrage in der Bank wurde uns mit Achselzucken mitgeteilt, dass die Bank kein Geld mehr habe, vielleicht aber morgen wieder.

Zurzeit spielt das Wetter so gar nicht mit. Wir hatten die Abfahrt schon im Visier, als die Wettervorhersagen bei allen Crews im Hafen zur überraschenden Ratlosigkeit führte. An eine Abfahrt ist momentan nicht mehr zu denken, denn mitten auf dem Atlantik kündigt sich ein großes Flautenloch an, was sich danach sogar in Gegenwind verwandeln soll. Ein derartiges Wetterphänomen soll es zuletzt vor achtunddreißig Jahren gegeben haben.

Wer jetzt über den Atlantik will, braucht entweder 1000 Liter Diesel an Bord oder Vorräte für lange Zeit.

So wird wahrscheinlich eine ganze Flotte nach Wiedereintreffen des NO-Passatwindes sich auf den Weg nach Westen machen. Für viele Crews wurden ihre Pläne hinfällig.

Auch wir werden warten müssen, aber wir sind schließlich Zeitmillionäre.