Sommerheimat Prickly Bay Marina

 

Die erste Nacht verbringen wir in der Ankerbucht vor St. George’s, der Hauptstadt Grenadas. Der Ankergrund ist mäßig, die Dinghywege weit und so fahren wir schon am nächsten Morgen weiter in die Prickly Bay. Über Funk hören wir regelmäßig ein kanadisches Kriegsschiff, das seine Position mitteilt und Schüsse in den Luftraum ankündigt.

Zusammen mit einem französischen Kriegsschiff haben wir es schon in St. George’s liegen sehen und uns über den Grund gewundert. Auch die mit Blaulicht umherfahrenden Coast Guard Schiffe sind uns in der Nacht aufgefallen. In der Prickly Bay angekommen, fahren Coast Guard Schiffe verschiedener Nationen wie an einer Perlenschnur durch das Ankerfeld. Unter anderem sehen wir Boote der US Coast Guard, von St. Kitt and Nevis, Trinidad, Domenica, St. Vincent and the Grenadines und Grenada.

Sie alle nehmen an der Tradewinds-Übung teil, die den Nationen übergreifenden Einsatz in der Kriminalitätsbekämpfung in der Karibik trainieren soll.

 

Coast Guard Boote
Coast Guard Boote

 

Aber es soll auch zu einer Verbesserung bei Einsatz und Ausstattung im Zusammenhang mit Naturkatastrophen führen. Dass diese hier allgegenwärtig sind, wird uns bei einem kurzen Ausflug in die Grand Anse klar: Tsunamis sind auch hier eine reale Gefahr.

 

Verhalten bei Tsunamis
Verhalten bei Tsunamis

 

Kaum vorstellbar, wenn man sich den Traumstrand in unmittelbarer Nachbarschaft zur Warnung ansieht.

 

Grand Anse
Grand Anse

 

Und auch sonst finden wir Grenada wunderschön. Sattes grün, helle Strände, schöne Häuser und Palmen überall.

 

Morgens um 7:30 Uhr werden auf VHF-Kanal 66 das Wetter und Hurrikanwarnungen verlesen. Außerdem gibt es Mitteilungen zu aktuellen Veranstaltungen. Von Yoga über Kinoabende und dem Shuttlebus zum großen Marineausstatter ist alles dabei. Auch die Möglichkeit zum Turtlewatching wird angeboten. Die Lederschildkröten kommen von Mai bis August zur Eiablage an den Strand.

Nachdem ich schon bei vielen anderen Seglern gelesen habe, dass dieses Ereignis in natura sehr beeindruckend ist, möchte ich mir diese Möglichkeit nicht entgehen lassen. Petra und Gaby von der La Joya sind mit von der Partie und so fahren wir abends zwei Stunden mit dem Bus über die Insel, um in der Levera Bay im Norden der Insel ein Exemplar der größten lebenden Schildkröten zu treffen.

Gegen 23:00 Uhr ist es tatsächlich soweit: Aus dem Meer erhebt sich langsam ein dunkler Koloss und arbeitet sich mühselig den Strand hinauf. Mit den hinteren Flossen buddelt die Schildkröte eine erstaunlich glattes und quadratisches Loch. Als sie dann zur Eiablage in Trance fällt, dürfen die Umstehenden näher treten und die Schildkröte berühren.

Eine ähnliche Situation im Kreißsaal möchte ich mir lieber nicht vorstellen. Aber die Dame bekommt ganz offensichtlich nichts von ihrer Umgebung mit und legt 98 Eier ab. Blitzlicht wäre trotz allem ein Störfaktor und nur rotes Licht ist erlaubt. Fotos gibt es dann auch bessere bei Wikipedia. Nur ein Pappmodell im Kassenraum konnte gut fotografiert werden.

 

Lederschildkröte (Dermochelys coriacea)
Lederschildkröte (Dermochelys coriacea)

 

Das ganze ist ohne Frage schwer beeindruckend. Zu besonderem Verzücken führt allerdings eine an diesem Abend aus einem 50-60 Tage alten Gelege geschlüpfte Schildkröte. Handtellergroß macht sie Trockenübungen am Strand bevor sie den Weg ins Wasser findet.

 

Frisch geschlüpft
Frisch geschlüpft

 

Es gibt hier soviel zu entdecken und wir fühlen uns so wohl, dass wir beschlossen haben, die nächsten vier Monate in der Prickly Bay zu bleiben. Und so wechseln wir vom Ankerplatz in die Marina, wo es verschiedene Annehmlichkeiten wie freies Wifi und -natürlich- Duschen gibt.

Außerdem ist direkt in der Marina ein französischer Schlachter, der neben frischem Fleisch auch Käse, Wein und gegrillte Hähnchen anbietet sowie ein Minimarkt. Im Restaurant gibt es morgens frisches, ofenwarmes Baguette und, schon schmerzlich vermisst, abends frisch gezapftes Bier aus vorgekühlten Gläsern bei Live Music. Und St. George’s ist von der Marina mit Minibussen in nur 10 Minuten zu erreichen.

Hier lässt es sich über den Sommer wohl aushalten.

 

Prickly Bay Marina
Prickly Bay Marina