Musket Cove

Mitgliedsausweise Nr. 19490 und 19491

 

Eigentlich hätten wir die Wetterbedingungen nutzen und gleich nach Neukaledonien segeln sollen. Wir wollen nach den Reparaturen aber erst einen Probeschlag machen und segeln zu den Mamanuca Islands, die nur ein paar Stunden entfernt sind. Ziel ist der für seine im September stattfindende Regattawoche bekannte Musket Cove Yacht Club, der auf der Insel Malolo Lailia liegt. Damit kommt wenigstens einmal unser erworbenes Cruising Permit zum Einsatz.

An der Regatta hätten wir gerne teilgenommen, aber wir wollten vor der Reparatur keine Fahrten riskieren. Immer noch sind viele Yachten dort. Wir haben Glück und können an einer Mooring vorm Hafen festmachen.
Auf der Überfahrt stellen wir fest, dass alle Reparaturen erfolgreich waren und alles funktioniert.

Die Ruderausschläge werden nunmehr vom Schiff wieder direkt umgesetzt, die Welle klappert nicht mehr und der Autopilot verrichtet auch wieder seine Dienste. Nur der jetzige dreiflügelige Fest-Reservepropeller muss noch gegen einen neuen Dreh-/Faltpropeller ausgetauscht werden. Das kann aber später in Australien erfolgen.

 

Strand direkt am Yacht Club

 

Wir fahren mit unserem Dinghy zum Hafenbüro und wollen uns anmelden. Mit einem freundlichen „Bula and welcome“ werden wir vom Marina Officer begrüßt. Nachdem dieser uns in 3 Minuten die Vorzüge einer lebenslangen Mitgliedschaft dargelegt hat, sind wir nach weiteren 3 Minuten Mitglieder. Die Ausweise können wir kurze Zeit später abholen. Die einmaligen Mitgliedsbeiträge betragen 10 Fidschi Dollar pro Person (ca. 4€). Der Club Wimpel ist dagegen schon teurer…, 12 Fidschi Dollar.

 

Musketcove Island Resort and Marina

 

Im Gegensatz zu der östlichen Inselkette sind die westlichen Inseln von Fidschi stark touristisch geprägt, so auch Malolo. Viele Villen, Hotels und Resorts breiten sich an den Stränden aus. Wir verschaffen uns einen Überblick und leihen uns Fahrräder. Mit diesen müssen wir die Lehm-/Sandpiste des kleinen Flugplatzes überqueren, um zu der Organic Farm und zur Plantation zu kommen. Von hier aus wird die frische Ware direkt in die Küchen der Restaurants geliefert.

Wie überall im Pazifik üblich, gibt es auch hier eine höher gelegene Sammelstelle bei Tsunamis, die bei Sirenenalarm sofort aufzusuchen ist. Diesmal ist es eine auf einem Hügel gelegene kleine Kapelle.

Ansonsten sind viele Bars und Bistros zu finden. Wir verstehen nunmehr auch den Sinn der Clubmitgliedschaft. Denn mit unserem Clubausweis können wir anschreiben lassen und später bezahlen. Nicht nur im Clubhaus sondern auch im Dick‘s Place, Bistro & Bar. Hier ist immer was los, von der Monday Fiji Curry Night bis zum Cook your own BBQ. Und was man sonst als Happy Hour bezeichnet, wird Bula Hour genannt, von 4-6pm. Selbstverständlich ist hier täglich Live Music.

 

Hier geht‘s durch zum geschützten Zyklon-Festliegeplatz

 

Leider drängt für uns die Zeit, denn wir wollen weiter gen Westen. In vier Wochen beginnt die Zyklonzeit. Hier ist in den nächsten Tagen schon Starkwind vorhergesagt. Wir werden uns in die Vuda Marina verlegen, um auf das nächstmögliche Wetterfenster zu warten, das uns die ca. sechstägige Überfahrt nach Neukaledonien ermöglicht.

 

 

 

Werftaufenthalt nach Walkollision

Gebrochenes Ruder

 

Ruderreparatur

 

Kaum ist „Findus“ aus dem Wasser wird das Ruderblatt entfernt. Und dann wird der ganze Schaden sichtbar, der größer ist, als zunächst angenommen. Das Ruderblatt ist am Schaft gebrochen, die Ruderwelle nicht mehr mittig und das untere Ruderlager (Finne) aus dem Rumpf gebrochen. Das war also der Grund dafür, warum sich das Schiff nur schwammig steuern ließ. Uns wird bewusst, was ein 25-30 to Wal für Kräfte entwickelt, aber auch, was wir für ein Glück hatten, mit diesem Ruder immerhin noch steuern zu können und es bis hierhin ohne Verlust desselbigen geschafft zu haben.

 

Neue Welle und Finnenreparatur

 

Die Propellerwelle hat zwei Schäden. Sie ist insgesamt verbogen und zugleich auch das Schraubenendstück mit dem der Propeller fixiert wird. Außerdem ist das Ruderlager aus der Flucht und muss neu justiert werden.

 

Arbeiten am Rumpf

 

Am Unterwasserschiff befinden sich ca. 20 tiefe Kratzer, die aufgearbeitet werden müssen. Teilweise wird gespachtelt, auch Epoxy, Primer und Antifouling sind im Einsatz.
Die Walrotze, die wir zwischenzeitlich vom neuen Segel, der neuen Sprayhood und dem Deck mühsam entfernt haben, läßt sich vom Rumpf nur noch mit der Poliermaschine entfernen.
In Eigenarbeit wird schließlich auch noch der Autopilot-Motor von der Radsteuerung ausgetauscht, den hatten wir als Ersatz im Gepäck.
Da es nicht möglich ist, auf dem Schiff zu schlafen, genießen wir nach Feierabend den Aufenthalt im nahegelegenen Hotel.

 

Füße hoch

 

Die Reparaturen sind nun soweit abgeschlossen. Sie wurden professionell von den Mitarbeitern der Baobab Marine, Port Denarau erledigt, waren aber umfangreicher als angenommen und dauerten entsprechend länger.
Ein ganz besonderer Dank gilt darüber hinaus Chris von Catalina Yachts, Florida für den ausgezeichneten und schnellen Kundenservice.

Als nächstes steht ein Probeschlag zur Nachbarinsel an.

 

 

Fiji Culture Village

Besuch im Dorf

 

Wir nutzen die Zeit bis zum Eintreffen von Ersatzteilen, um etwas über die Kultur des Landes zu erfahren und buchen eine Tour zur Fiji Culture Village.

Das Freilichtmuseum – quasi Kiel-Molfsee in der Südsee – wurde im vergangenen Jahr von einem chinesischen Geschäftsmann mit dem klangvollen Namen Peter Pan eröffnet und hat zum Ziel, die traditionelle und historische Lebensweise zu vermitteln. In dem nachgebauten Dorf stehen mehrere Hütten – genannt Bure – mit unterschiedlicher Thematik. Von der Schlafhütte für acht Personen, über die Kochhütte, bis hin zur Hütte des Chiefs und dem Tempel.

 

Kochhütte

 

In mehreren kleineren Buren wird das Handwerk demonstriert: Neben dem Herstellen der geflochtenen Schlafmatten und der Druckkunst für Kleidung und Wandbehänge auch die Herstellung von Waffen und Werkzeug.

Max, der uns durch das Dorf führt, erläutert dabei sehr anschaulich die Funktionsweise der einzelnen Waffen. Wie in Französisch-Polynesien gab es auch auf Fidschi Kannibalismus. War das Gehirn durch den Einsatz verschiedener Waffen und Werkzeuge freigelegt, durfte es nicht mit bloßen Händen angefasst werden. Hierfür gab es eine Art „Spezialgabel“.

 

Kannibalenbesteck

 

Man kann es wohl als eine der guten Seiten der Missionarszeit sehen, dass dies endete. Ebenso wie der Brauch, dass die Hauptfrau des Chiefs nach dessen Tod stranguliert wurde, um ihm auch auf der anderen Seite zu dienen.

Nach der Tour durch das Dorf wird der Erdofen mit Huhn, Fisch und Gemüse aus dem dazugehörigen Biogarten bestückt. Ursprünglich wurden das Huhn und der Fisch in Bananenblätter eingewickelt. Heute nimmt man Alufolie. Nicht gerade die umweltfreundlichere Variante, aber am rauchigen Geschmack des „Lovo“ genannten Gerichts hat es wohl nichts geändert. Die Bananenblätter werden für den Geschmack immer noch zu den glühend heißen Steinen gegeben, auf denen das Fleisch abgelegt und hinterher mit verschiedenen Schichten aus verschiedenen Materialien zugedeckt wird.

 

Lovo

 

Während das Essen gart, schauen wir uns traditionelle Tänze und Wettkämpfe an.

 

Tänzerinnen und Krieger

 

Und auch eine Kava-Zeremonie (Sevusevu) wird abgehalten.

 

Sevusevu

 

Kava ist eine Wurzel, die früher weich gekaut, heute glücklicherweise gemahlen, und mit Wasser zu einem lehmartig aussehenden Getränk angerührt wird. Die Wirkung ist beruhigend und ausgleichend. Der Geschmack ist so, wie das Aussehen der braunen Brühe vermuten lässt.

Um uns die Kultur Fidschis richtig zu vermitteln, ist bei allen Showteilen ein Mitmachen erwünscht. So fällt Reinhard, der eigentlich keinerlei Lust verspürt Kava zu probieren, die Rolle des „Spokesman“ zu, der die einzelnen Schritte der Zeremonie mit kurzen Worten begleitet und als zweiter nach dem Chief eine Schale leeren darf.

Ich werde hingegen als Trophäe für einen Kokosnuss-Schälwettstreit auserkoren. Anscheinend steht der Sieger nicht fest und so wollen die Krieger die Kokosnuss teilen. Den Preis vermutlich auch. Aber soweit kommt es dann doch nicht.

 

Sieger mit Trophäe

 

Nach dem Ende der Show werden im Restaurant sowohl „Lovo“ als auch weitere traditionelle Fidschi-Gerichte – u. a. Fisch Lolo und ziemlich scharfer Weißkohl – serviert. Der Blick geht über den Garten und den nahe gelegenen Fluss, der so gut wie kein Wasser führt. In der letzten Regenzeit war der Fluss allerdings 6m höher, sodass er das Restaurant flutete.

 

Nadi River

 

Da können wir nur hoffen, rechtzeitig vor Beginn der Zyklonzeit wieder segelklar zu sein.

 

 

 

Ankunft auf Viti Levu

Port Denarau

 

Unsere Fahrt von Lomaloma nach Port Denarau auf Fidschis Hauptinsel verläuft recht gut. Wir können wie erhofft gut segeln. Verwundert sind wir unterwegs nur über plötzlich auftretende Wellen. Erst später erfahren wir, dass an der Stelle, an der wir vor einer Woche die Kollision mit dem Wal hatten, ein Seebeben der Stärke 8,2 in 570 km Tiefe stattgefunden hat. In der Folge entstanden kleine, aber nicht gefährliche Tsunami-Wellen. Welch ein Glück für uns, denn in Küstennähe wäre das mit Sicherheit nicht gut ausgegangen.

 

In Port Denarau werden wir zunächst per Funk an den Steg für die Superyachten gelotst, da ansonsten alle Plätze belegt sind. Hier kommen die Vertreterinnen von Immigration und Zoll sowie ein Herr von der Biosecurity an Bord. Alle sind nach Fidschi-Manier fröhlich und freundlich und erfreuen sich an unserer Walgeschichte sowie den dazugehörigen Bildern und Filmen.

 

Nur ein kleines Detail in unseren Reisepässen führt zu einer Diskussion mit der Dame von der Immigration: Das „D“ unter der Überschrift „Kode/Code/Code“. Das hieße ja wohl „Dutch“ also holländisch. Ich halte das für einen schlechten Scherz und sage „Nein, „D“ wie Deutschland – das deutsche Wort für Germany.“ Damit halte ich die Angelegenheit für erledigt. Aber die Dame beugt sich zu ihrer Kollegin vom Zoll und teilt ihr mit, dass „D“ doch für „Dutch“ stehe und die Staatsangehörigkeit „Deutsch“ kann nur auf einen Schreibfehler im Pass zurückzuführen sein. Nun gehe ich etwas vehementer dazwischen. Auch der Captain schaltet sich ein. Man lächelt und wir denken, dass alles gut ist.

Wir sind wahrscheinlich nach den Ereignissen der letzten Woche und der Überfahrt zu müde, ansonsten hätten wir rechtzeitig bemerkt, dass die freundliche Dame vom Zoll tatsächlich „Dutch“ als unsere Nationalität in einem Formular eingetragen hat. So kommt man also zu einer neuen Staatsangehörigkeit. Hoffentlich setzt sich das nicht bei unserer Ausklarierung fort.

 

Crew-Shirts Kollektion 2018

 

Auf jeden Fall sind wir froh, endlich einen Stempel im Pass zu haben und uns frei an Land bewegen zu dürfen. Und besonders froh sind wir, dass wir noch angekommen sind, während unsere Nichte Sandra aus Sydney auf Fidschi ist.

Eigentlich wollte sie uns hier an Bord besuchen kommen und ausgerechnet diesmal sind wir von unserem eisernen Grundsatz abgewichen, dass ein Flug zu uns erst dann gebucht wird, wenn wir an dem entsprechenden Ort angekommen sind. Natürlich habe ich Sandra direkt angerufen, nachdem wir den Verlust unseres Propellers festgestellt haben, damit sie den Flug stornieren kann. Doch sie hat sich entschieden, trotzdem zu fliegen, ein Hotel in der Nähe von Port Denarau zu buchen und ihren Freund gleich mitzubringen.

Eine schöne Überraschung für uns und natürlich sind wir gespannt auf Andy, ihren Freund, den wir als erste von unserer Familie kennenlernen. Das erste gemeinsame Abendessen im Yachtclub „The Rhum-Ba“ in der Marina ist dann auch, wie nicht anders erwartet, voller Wiedersehens- und Kennenlernfreude.

Am nächsten Tag möchten wir eigentlich eine kleine Bootstour machen. Aber dafür ist es leider zu windig und wir möchten mit den noch unbekannten Schäden kein Risiko eingehen. Aber da die Sonne so schön scheint nutzen wir die Gelegenheit, in „unserer“ T-Shirt Kollektion von Tonga zu posen.

 

Kleine Trainingseinheit

 

Anschließend geht es mit dem Mietwagen der Beiden zum nahe gelegenen Wailoaloa Beach. Während wir zwei den Ausblick genießen, betätigen sich die beiden sportlich beim Acro-Yoga (acrobatical Yoga).

Da Andy auch Gitarre spielt, klingt der Abend mit Musik im Cockpit aus. Wir kreieren dabei gleich einen neuen „Bula-Song“ – vierstimmig. „Bula!“ ist quasi das nordische „Moin!“ Als Antwort schallt einem meistens „Bula, Bula!“ entgegen. Hier auf der Hauptinsel ist so ziemlich alles „Bula“ – „Bula-Bus“, „Bula-FM“, sogar „Bulabong“ T-Shirts gibt es.

 

Die Zeit mit Sandra und Andy vergeht viel zu schnell. Wir freuen uns auf das hoffentlich baldige Wiedersehen in Australien und gemeinsame Segeltouren im australischen Sommer.

 

 

Fiji – where happiness finds you

Lomaloma

 

Nachdem ein Wal unsere Pläne durchkreuzt hat, ordnungsgemäß in Suva/Fidschi einzuklarieren, sind wir vor Lomaloma auf Vanua Balavu in der nördlichen Lau Gruppe vor Anker. Uns fallen die kahlen Hügel auf. Wir wir erfahren, zog hier 2016 ein starker Zyklon durch.

Hier darf man eigentlich erst hinfahren, wenn man in einem offiziellen Einklarierungshafen gewesen ist. Dort kommt dann als erstes ein Health-Officer an Bord, um zu klären, ob alle gesund und munter sind. Danach kann die gelbe Flagge eingeholt werden und mit den Offiziellen von Biosecurity, Immigration und Customs können die weiteren Formalitäten erledigt werden.

Wegen unseres fehlenden Propellers dürfen wir auch ohne die Einklarierung hier ankern. Ordnungsgemäß haben wir die gelbe Flagge oben und die stellt nun ein besonderes Problem dar, denn ohne Health-Inspektion darf niemand an Bord kommen und wir dürfen das Schiff auch nicht verlassen. Reinhard meint, dass wir die Flagge besser nicht hochgezogen hätten, aber das hätte wohl nichts verändert, jedenfalls nicht zum Guten.

Wahrscheinlich hätten wir eine Strafe zahlen müssen, denn Fidschi nimmt die Regelungen sehr ernst. Spätestens 48 Stunden vor der geplanten Ankunft muss ein 13-seitiges Formular ausgefüllt und nebst Foto vom Schiff und Foto vom Reisepass des Captains geschickt werden. In dem umfangreichen Fragenkatalog geht es auch darum, ob unsere Ratten und Mäuse auf der Reise verhaltensauffällig geworden sind oder mehr als üblich unter ihnen gestorben sind. Zum Glück gehören diese Tiere nicht zu unserer Crew. Das haben wir alles brav gemacht, aber trotzdem gibt es keine Ausnahme für uns. Selbst die Polizistin, die mit uns ein echtes Problem in der Bucht liegen hat, darf nicht an Bord.

Unsere frischen Vorräte sind verbraucht, denn wir wollten vermeiden, dass Obst und Gemüse von der Biosecurity einkassiert wird. Auch das Brot ist zur Neige gegangen und die Wasservorräte schwinden so langsam.

Wir haben zwar zum Glück unseren alten 3-Blatt Festpropeller mit auf die Reise genommen, aber keine Ahnung wie lange es dauert, den Rest des alten Propellers abzuziehen und den Ersatzpropeller anzubringen. Ganz davon zu schweigen, ob uns das überhaupt alleine gelingt. Außerdem benötigen wir Internet und eine lokale SIM-Karte, um die Schadensregulierung in die Wege zu leiten und in Kontakt mit Port Denarau, wo es die besten Reparaturmöglichkeiten Fidschis geben soll, zu treten. Schließlich benötigen wir einen Krantermin, um das Ausmaß der Schäden festzustellen.

Die Polizistin hat für all das Verständnis. Als erste Hilfe Maßnahme organisiert sie uns um die 20 Bananen und drei riesige Papayas, damit wir nicht verhungern.

 

Die Polizei, Deine Freundin und Helferin

 

Dann nimmt sie das Problem mit der gelben Flagge in Angriff. Ich traue meinen Augen kaum, als sie ein Telefon mit Hörer aus ihrer Handtasche zieht und diverse Telefonate führt.

 

Das etwas andere Handy

 

Am Ende steht fest, dass ein Health-Officer zu uns an Bord kommen wird. Da wir nicht in einem offiziellen Einklarierungshafen sind, kostet uns diese Inspektion 1.000 FJD (ca. 415,- €) extra. Eine Wahl haben wir in unserer Situation nunmal nicht. Die Gesundheitsinspektion verläuft unproblematisch. Nun dürfen andere Personen zu uns an Bord kommen. Allerdings nur von der Polizei genehmigte.

Und einfach alleine an Land herum spazieren, ist auch jetzt noch nicht möglich. Schließlich fehlen uns noch die Stempel im Pass. Kurzfristig steht im Raum, dass einer von uns nach Suva fliegen muss. Das Flugzeug geht nur einmal die Woche und wenn wir es richtig verstehen, könnte zwar am nächsten Tag einer von uns fliegen, müsste aber eine Woche auf der Hauptinsel bleiben. Alternativ könnten die Offiziellen eingeflogen werden. Auf unsere Kosten versteht sich.

„Unser“ Sergeant legt sich sehr für uns ins Zeug und erreicht, dass wir die Einklarierung vollenden können, wenn wir auf der Hauptinsel ankommen. Wir müssen uns im Gegenzug immer melden, wenn wir an Land gehen möchten, damit wir Begleitung bekommen. Waqa wohnt uns gegenüber und gehört dazu, da wir vor seinem Land ankern. Er besucht uns mit Enkelin und unsere Obstverpflegung stammt aus seinem Garten. Auch Regenwasser können wir bei ihm bunkern.

 

Unser „Aufpasser“ Waqa

 

Eine Lösung, mit der wir gut leben können und die uns einige Kosten spart. Außerdem hoffen wir alle, dass unser Aufenthalt nur von kurzer Dauer sein wird. Auch wenn wir die Attraktion schlechthin sind. Mehrmals täglich fahren Einheimische in voll besetzten Booten an uns vorbei und machen Film- und Fotoaufnahmen von den Deutschen und ihrem Schiff.

Für den nächsten Tag hat sich der Health-Officer zur Verfügung gestellt, um mit mir zur Bank zu gehen und ein paar Besorgungen zu machen.

Der erste Gang geht zur Bank oder besser gesagt, die erste Fahrt. Der Health-Officer wird in einem neuen klimatisierten Verwaltungsfahrzeug zu jeder Station chauffiert, die wir anlaufen müssen. Und ich bin dabei. Nun ist Lomaloma nicht sonderlich groß. Der Ort hat insgesamt ca. 200 Einwohner und der Bereich, den wir rauf und runter fahren ist nicht länger als die Große Straße in Flensburg.

Wir starten also bei der Bank, denn der Health-Officer bekommt von uns ca. 1.200 FJD, die wir natürlich nicht an Bord haben. Die Bank öffnet nur Montag, Mittwoch und Freitag. Das ist an und für sich kein Problem, denn es ist Mittwoch. Die nächste gute Nachricht ist, dass ich mit der Kreditkarte Geld über ein Kartenlesegerät bekommen kann. Aber dann gibt es doch eine schlechte Nachricht: Die maximale Summe, die ich pro Tag ausgezahlt bekommen kann beträgt 300,- FJD.

Ich vermute, dass wir nicht fahren dürfen, bevor wir die Gebühren bezahlt haben. Der Health-Officer bestätigt das. Als ich vorschlage, mit einer weiteren Kreditkarte Geld abzuheben, schaut er ein bisschen unglücklich drein und antwortet nicht so richtig. Er scheint selbst ein bisschen erschüttert zu sein, dass Donnerstag die Bank geschlossen ist. Aber die Dame von der Bank leiht der Post vielleicht das Kartenlesegerät. Dann könnte ich zumindest am nächsten Tag wieder Geld abheben.

Allerdings ist unklar, ob überhaupt genügend Geld dafür da ist, dass ich so oft Geld abhebe. Angesichts dieser bizarren Situation kann ich mich vor Lachen kaum halten. Eigentlich sollen wir so schnell wie möglich weiter und dann bekomme ich mitgeteilt, dass wir zwei Wochen Zeit haben (und wohl auch brauchen), um die Gebühren zu bezahlen.

Aber nicht verzagen lautet das Motto. Wir fahren erstmal fünf Meter weiter zum nächsten Geschäft. SIM-Karten sind leider aus, also fahren wir zehn Meter zurück zur Post. Dort sind die SIM-Karten auch aus, aber der nette Postbeamte leiht mir eine alte Karte aus seinem Privatbestand. Fantastisch!

Dann geht es zwanzig Meter in die andere Richtung in ein weiteres Geschäft. Schließlich werde ich mit meinen Einkäufen wieder an der Hafenmole abgeliefert. Nebenbei zeigt mir der Health-Officer ein kleines Motorboot. Das gehöre Mel Gibson, der vor ein paar Jahren die Nachbarinsel Mago-Island gekauft habe. Noch vor zwei Wochen sei er da gewesen. Schade, den hätte ich natürlich sehr gerne getroffen.

Zurück an Bord hat Reinhard sich für die Unterwasserarbeiten bereit gemacht. Mit dem „Freediver“ – unserem Tauchkompressor, der über einen Schlauch mit dem Tauchregler verbunden ist – macht er sich daran, die Reste des verlorenen Propellers abzubauen. Alles nicht ganz so einfach. Am Vortag konnte er zumindest schon die Sicherungsschraube lösen. Mehr war bei der Sicht, der Strömung, und der Kälte des Wassers nicht drin. Aber er ist zuversichtlich, nun den verbliebenen Kegel zu entfernen. Die Polizei hat sich zwischenzeitlich schon nach dem Stand der Arbeiten erkundigt und ihren Besuch angekündigt. Als Reinhard gerade ins Wasser möchte, kommt sie zu uns an Bord.

 

Fiji-where happiness finds you

 

Sie bringt wieder 20 Bananen und eine Idee mit: Der Manager von Mago-Island, also von Mel Gibson’s Insel, könne uns helfen. Sie ruft ihn an, reicht mir das Telefon und ich schildere die Situation. Das sei alles kein Problem, er würde morgen seine Mechaniker mit Tauchern zu uns schicken, die könnten den Kegel entfernen und den Ersatzpropeller anbringen. Ob ich sonst noch etwas bräuchte? Ich soll ihm nur die Maße mitteilen, damit sie passendes Werkzeug mitbringen können.

Ich kann es gar nicht fassen. Ich gehe fest davon aus, dass das Problem am nächsten Tag behoben ist und wir dann nur noch die Zahlung unserer Gebühren bewerkstelligen müssen. Dann könnten Reinhard und ich uns doch einen entspannten Nachmittag machen.

Aber nein, mein Mann möchte nicht so einfach aufgeben. Der Wind ist frisch, das Wasser auch, doch Reinhard verbringt gute zwei Stunden im Wasser bzw. nass im Cockpit und versucht, mit unserem Abzieher den Kegel von der Welle zu bekommen. Der packt nicht so wie er sollte, obwohl der Captain ihn mit verschiedenen Dingen aus dem Fundus zu verstärken versucht. Mehrmals sagt er: „Noch ein letzter Versuch!“, aber es will nicht gelingen. Ein bisschen frustriert gibt er schließlich auf.

Am nächsten Vormittag kommt das Team von Mago-Island angefahren. Zu sechst haben sie die ca. 35 Minuten dauernde Fahrt angetreten. Sie bringen ein extra für uns angefertigtes Werkzeug mit, um den Kegel abzuziehen. Auch damit geht es zunächst schwer und es braucht vier Personen, bis mit einem Ruck das Überbleibsel ab ist.

 

Das richtige Werkzeug

 

Die Welle wird mit Schmirgelpapier unter Wasser abgeschliffen, der Ersatzpropeller aufgesetzt und mit Locktide die Sicherungsschraube angebracht. Dann wird kontrolliert, ob alles hält und wie der Propeller läuft. Der Propeller sitzt, aber die Welle ist verbogen. Um zur Hauptinsel zu kommen, sollte es reichen. Zumal wir natürlich möglichst segeln und nicht motoren wollen. Nach knapp 1,5 Stunden legt das fröhliche Team von Mago wieder ab.

 

Tolles Team

 

Als ich mich bei dem Manager bedanke und frage, was wir ihm schulden, lautet seine Antwort, dass wir anderen, die Hilfe bräuchten, ebenfalls helfen sollten. Was für eine beeindruckende Einstellung! Diese „Bezahlung“ werden wir, wie schon zuvor, gerne erbringen.

Das Wetter scheint sich auch zu unseren Gunsten zu entwickeln. Schon am nächsten Tag könnten wir weiter segeln. Wenn nur nicht die Gebühren noch zu zahlen wären. Aber der Health-Officer sagt mir zu, eine Lösung zu finden. Er würde sich mit mir am Tag der geplanten Abreise noch einmal treffen und das weitere Vorgehen besprechen.

Wir telefonieren morgens und er meint, in einer halben Stunde könne er da sein. Wir müssen die Tide bzw. die Strömung beachten und wollen spätestens um 15:00 Uhr fahren. Dafür sollten wir um 13:00 Uhr zurück an Bord sein.

Nach zweieinhalb Stunden habe ich immer noch nichts von ihm gehört. Wir verabreden uns mit der Polizistin, um die geliehene SIM-Karte zurückzugeben und Wasser zu bunkern. Schließlich gelingt es ihr, den Health-Officer telefonisch zu erreichen: Er macht gerade seinen Führerschein.

Zum Abschied wird er dann doch noch schnell zu uns gefahren. Die Gebühren dürfen wir in Port Denarau bezahlen, wohin wir nun aufbrechen können.