Abschied von Fidschi

 

Die Zyklonzeit mit Beginn November kommt näher und damit nimmt die Betriebsamkeit unter den Seglern zu. Viele machen sich auf den Weg in sichere Zonen. Neuseeland und Süd-Australien gehören hierzu. Andere hingegen suchen sogenannte sichere Häfen auf, die den Yachten größtmöglichen Schutz bieten. Hierzu gehört die Vuda Marina an der Westseite von Viti Levu/Fidschi.

Ein ausgebaggerter Kanal führt in ein rundes Hafenbecken, das von einem Wall umgeben ist. Hier können die Boote im Wasser bleiben. Sie werden mit schweren Ketten vorn und hinten befestigt und bei Zyklonwarnungen entsprechend versetzt verzurrt.

Ansonsten liegt man hier dicht zum Nachbarn und hat Schwierigkeiten an Land zu kommen, da die Boote nur bei Hochwasser (Tide bis zu 1,50m) in Höhe des Landauslegers sind.

 

Schmuggelschiff

 

Viele Eigner vertrauen eher den Landplätzen. Bei einem Rundgang finden wir auch einen von der Polizei festgesetzten Katamaran vor, dessen Crew versucht hatte, Rauschgift im Millionenwert zu schmuggeln.

Neben stark verzurrten Booten auf Böcken gibt es hier eine Besonderheit: Mit dem Bagger werden Gruben ausgehoben und die Yachten stehen zunächst einmal auf ihrem eigenen Kiel in diesen Löchern. Bei den starken Regenfällen während eines Zyklons laufen die Löcher manchmal voll und die Boote erhalten leichten Auftrieb. Das feuchte Klima ist dabei wohl idealer Lebensraum für so manches Getier und Schimmelbefall.

 

Erdlochlagerung

 

Nach kurzen Abwägungen bleiben wir bei unserer Entscheidung, nach Australien aufzubrechen. All diejenigen Crews, die Ausklarieren und sich auf den Weg nach Südwesten machen, werden von den Hafenmitarbeitern mit den besten Wünschen für eine gute Überfahrt musikalisch verabschiedet.

 

Video: Abschied von Fidschi

 

Wir werden am Montag im nahegelegenen Port Denarau ausklarieren und uns auf den einwöchigen Törn nach Neukaledonien machen.

 

 

 

Musket Cove

Mitgliedsausweise Nr. 19490 und 19491

 

Eigentlich hätten wir die Wetterbedingungen nutzen und gleich nach Neukaledonien segeln sollen. Wir wollen nach den Reparaturen aber erst einen Probeschlag machen und segeln zu den Mamanuca Islands, die nur ein paar Stunden entfernt sind. Ziel ist der für seine im September stattfindende Regattawoche bekannte Musket Cove Yacht Club, der auf der Insel Malolo Lailia liegt. Damit kommt wenigstens einmal unser erworbenes Cruising Permit zum Einsatz.

An der Regatta hätten wir gerne teilgenommen, aber wir wollten vor der Reparatur keine Fahrten riskieren. Immer noch sind viele Yachten dort. Wir haben Glück und können an einer Mooring vorm Hafen festmachen.
Auf der Überfahrt stellen wir fest, dass alle Reparaturen erfolgreich waren und alles funktioniert.

Die Ruderausschläge werden nunmehr vom Schiff wieder direkt umgesetzt, die Welle klappert nicht mehr und der Autopilot verrichtet auch wieder seine Dienste. Nur der jetzige dreiflügelige Fest-Reservepropeller muss noch gegen einen neuen Dreh-/Faltpropeller ausgetauscht werden. Das kann aber später in Australien erfolgen.

 

Strand direkt am Yacht Club

 

Wir fahren mit unserem Dinghy zum Hafenbüro und wollen uns anmelden. Mit einem freundlichen „Bula and welcome“ werden wir vom Marina Officer begrüßt. Nachdem dieser uns in 3 Minuten die Vorzüge einer lebenslangen Mitgliedschaft dargelegt hat, sind wir nach weiteren 3 Minuten Mitglieder. Die Ausweise können wir kurze Zeit später abholen. Die einmaligen Mitgliedsbeiträge betragen 10 Fidschi Dollar pro Person (ca. 4€). Der Club Wimpel ist dagegen schon teurer…, 12 Fidschi Dollar.

 

Musketcove Island Resort and Marina

 

Im Gegensatz zu der östlichen Inselkette sind die westlichen Inseln von Fidschi stark touristisch geprägt, so auch Malolo. Viele Villen, Hotels und Resorts breiten sich an den Stränden aus. Wir verschaffen uns einen Überblick und leihen uns Fahrräder. Mit diesen müssen wir die Lehm-/Sandpiste des kleinen Flugplatzes überqueren, um zu der Organic Farm und zur Plantation zu kommen. Von hier aus wird die frische Ware direkt in die Küchen der Restaurants geliefert.

Wie überall im Pazifik üblich, gibt es auch hier eine höher gelegene Sammelstelle bei Tsunamis, die bei Sirenenalarm sofort aufzusuchen ist. Diesmal ist es eine auf einem Hügel gelegene kleine Kapelle.

Ansonsten sind viele Bars und Bistros zu finden. Wir verstehen nunmehr auch den Sinn der Clubmitgliedschaft. Denn mit unserem Clubausweis können wir anschreiben lassen und später bezahlen. Nicht nur im Clubhaus sondern auch im Dick‘s Place, Bistro & Bar. Hier ist immer was los, von der Monday Fiji Curry Night bis zum Cook your own BBQ. Und was man sonst als Happy Hour bezeichnet, wird Bula Hour genannt, von 4-6pm. Selbstverständlich ist hier täglich Live Music.

 

Hier geht‘s durch zum geschützten Zyklon-Festliegeplatz

 

Leider drängt für uns die Zeit, denn wir wollen weiter gen Westen. In vier Wochen beginnt die Zyklonzeit. Hier ist in den nächsten Tagen schon Starkwind vorhergesagt. Wir werden uns in die Vuda Marina verlegen, um auf das nächstmögliche Wetterfenster zu warten, das uns die ca. sechstägige Überfahrt nach Neukaledonien ermöglicht.

 

 

 

Werftaufenthalt nach Walkollision

Gebrochenes Ruder

 

Ruderreparatur

 

Kaum ist „Findus“ aus dem Wasser wird das Ruderblatt entfernt. Und dann wird der ganze Schaden sichtbar, der größer ist, als zunächst angenommen. Das Ruderblatt ist am Schaft gebrochen, die Ruderwelle nicht mehr mittig und das untere Ruderlager (Finne) aus dem Rumpf gebrochen. Das war also der Grund dafür, warum sich das Schiff nur schwammig steuern ließ. Uns wird bewusst, was ein 25-30 to Wal für Kräfte entwickelt, aber auch, was wir für ein Glück hatten, mit diesem Ruder immerhin noch steuern zu können und es bis hierhin ohne Verlust desselbigen geschafft zu haben.

 

Neue Welle und Finnenreparatur

 

Die Propellerwelle hat zwei Schäden. Sie ist insgesamt verbogen und zugleich auch das Schraubenendstück mit dem der Propeller fixiert wird. Außerdem ist das Ruderlager aus der Flucht und muss neu justiert werden.

 

Arbeiten am Rumpf

 

Am Unterwasserschiff befinden sich ca. 20 tiefe Kratzer, die aufgearbeitet werden müssen. Teilweise wird gespachtelt, auch Epoxy, Primer und Antifouling sind im Einsatz.
Die Walrotze, die wir zwischenzeitlich vom neuen Segel, der neuen Sprayhood und dem Deck mühsam entfernt haben, läßt sich vom Rumpf nur noch mit der Poliermaschine entfernen.
In Eigenarbeit wird schließlich auch noch der Autopilot-Motor von der Radsteuerung ausgetauscht, den hatten wir als Ersatz im Gepäck.
Da es nicht möglich ist, auf dem Schiff zu schlafen, genießen wir nach Feierabend den Aufenthalt im nahegelegenen Hotel.

 

Füße hoch

 

Die Reparaturen sind nun soweit abgeschlossen. Sie wurden professionell von den Mitarbeitern der Baobab Marine, Port Denarau erledigt, waren aber umfangreicher als angenommen und dauerten entsprechend länger.
Ein ganz besonderer Dank gilt darüber hinaus Chris von Catalina Yachts, Florida für den ausgezeichneten und schnellen Kundenservice.

Als nächstes steht ein Probeschlag zur Nachbarinsel an.

 

 

Fiji Culture Village

Besuch im Dorf

 

Wir nutzen die Zeit bis zum Eintreffen von Ersatzteilen, um etwas über die Kultur des Landes zu erfahren und buchen eine Tour zur Fiji Culture Village.

Das Freilichtmuseum – quasi Kiel-Molfsee in der Südsee – wurde im vergangenen Jahr von einem chinesischen Geschäftsmann mit dem klangvollen Namen Peter Pan eröffnet und hat zum Ziel, die traditionelle und historische Lebensweise zu vermitteln. In dem nachgebauten Dorf stehen mehrere Hütten – genannt Bure – mit unterschiedlicher Thematik. Von der Schlafhütte für acht Personen, über die Kochhütte, bis hin zur Hütte des Chiefs und dem Tempel.

 

Kochhütte

 

In mehreren kleineren Buren wird das Handwerk demonstriert: Neben dem Herstellen der geflochtenen Schlafmatten und der Druckkunst für Kleidung und Wandbehänge auch die Herstellung von Waffen und Werkzeug.

Max, der uns durch das Dorf führt, erläutert dabei sehr anschaulich die Funktionsweise der einzelnen Waffen. Wie in Französisch-Polynesien gab es auch auf Fidschi Kannibalismus. War das Gehirn durch den Einsatz verschiedener Waffen und Werkzeuge freigelegt, durfte es nicht mit bloßen Händen angefasst werden. Hierfür gab es eine Art „Spezialgabel“.

 

Kannibalenbesteck

 

Man kann es wohl als eine der guten Seiten der Missionarszeit sehen, dass dies endete. Ebenso wie der Brauch, dass die Hauptfrau des Chiefs nach dessen Tod stranguliert wurde, um ihm auch auf der anderen Seite zu dienen.

Nach der Tour durch das Dorf wird der Erdofen mit Huhn, Fisch und Gemüse aus dem dazugehörigen Biogarten bestückt. Ursprünglich wurden das Huhn und der Fisch in Bananenblätter eingewickelt. Heute nimmt man Alufolie. Nicht gerade die umweltfreundlichere Variante, aber am rauchigen Geschmack des „Lovo“ genannten Gerichts hat es wohl nichts geändert. Die Bananenblätter werden für den Geschmack immer noch zu den glühend heißen Steinen gegeben, auf denen das Fleisch abgelegt und hinterher mit verschiedenen Schichten aus verschiedenen Materialien zugedeckt wird.

 

Lovo

 

Während das Essen gart, schauen wir uns traditionelle Tänze und Wettkämpfe an.

 

Tänzerinnen und Krieger

 

Und auch eine Kava-Zeremonie (Sevusevu) wird abgehalten.

 

Sevusevu

 

Kava ist eine Wurzel, die früher weich gekaut, heute glücklicherweise gemahlen, und mit Wasser zu einem lehmartig aussehenden Getränk angerührt wird. Die Wirkung ist beruhigend und ausgleichend. Der Geschmack ist so, wie das Aussehen der braunen Brühe vermuten lässt.

Um uns die Kultur Fidschis richtig zu vermitteln, ist bei allen Showteilen ein Mitmachen erwünscht. So fällt Reinhard, der eigentlich keinerlei Lust verspürt Kava zu probieren, die Rolle des „Spokesman“ zu, der die einzelnen Schritte der Zeremonie mit kurzen Worten begleitet und als zweiter nach dem Chief eine Schale leeren darf.

Ich werde hingegen als Trophäe für einen Kokosnuss-Schälwettstreit auserkoren. Anscheinend steht der Sieger nicht fest und so wollen die Krieger die Kokosnuss teilen. Den Preis vermutlich auch. Aber soweit kommt es dann doch nicht.

 

Sieger mit Trophäe

 

Nach dem Ende der Show werden im Restaurant sowohl „Lovo“ als auch weitere traditionelle Fidschi-Gerichte – u. a. Fisch Lolo und ziemlich scharfer Weißkohl – serviert. Der Blick geht über den Garten und den nahe gelegenen Fluss, der so gut wie kein Wasser führt. In der letzten Regenzeit war der Fluss allerdings 6m höher, sodass er das Restaurant flutete.

 

Nadi River

 

Da können wir nur hoffen, rechtzeitig vor Beginn der Zyklonzeit wieder segelklar zu sein.

 

 

 

Ankunft auf Viti Levu

Port Denarau

 

Unsere Fahrt von Lomaloma nach Port Denarau auf Fidschis Hauptinsel verläuft recht gut. Wir können wie erhofft gut segeln. Verwundert sind wir unterwegs nur über plötzlich auftretende Wellen. Erst später erfahren wir, dass an der Stelle, an der wir vor einer Woche die Kollision mit dem Wal hatten, ein Seebeben der Stärke 8,2 in 570 km Tiefe stattgefunden hat. In der Folge entstanden kleine, aber nicht gefährliche Tsunami-Wellen. Welch ein Glück für uns, denn in Küstennähe wäre das mit Sicherheit nicht gut ausgegangen.

 

In Port Denarau werden wir zunächst per Funk an den Steg für die Superyachten gelotst, da ansonsten alle Plätze belegt sind. Hier kommen die Vertreterinnen von Immigration und Zoll sowie ein Herr von der Biosecurity an Bord. Alle sind nach Fidschi-Manier fröhlich und freundlich und erfreuen sich an unserer Walgeschichte sowie den dazugehörigen Bildern und Filmen.

 

Nur ein kleines Detail in unseren Reisepässen führt zu einer Diskussion mit der Dame von der Immigration: Das „D“ unter der Überschrift „Kode/Code/Code“. Das hieße ja wohl „Dutch“ also holländisch. Ich halte das für einen schlechten Scherz und sage „Nein, „D“ wie Deutschland – das deutsche Wort für Germany.“ Damit halte ich die Angelegenheit für erledigt. Aber die Dame beugt sich zu ihrer Kollegin vom Zoll und teilt ihr mit, dass „D“ doch für „Dutch“ stehe und die Staatsangehörigkeit „Deutsch“ kann nur auf einen Schreibfehler im Pass zurückzuführen sein. Nun gehe ich etwas vehementer dazwischen. Auch der Captain schaltet sich ein. Man lächelt und wir denken, dass alles gut ist.

Wir sind wahrscheinlich nach den Ereignissen der letzten Woche und der Überfahrt zu müde, ansonsten hätten wir rechtzeitig bemerkt, dass die freundliche Dame vom Zoll tatsächlich „Dutch“ als unsere Nationalität in einem Formular eingetragen hat. So kommt man also zu einer neuen Staatsangehörigkeit. Hoffentlich setzt sich das nicht bei unserer Ausklarierung fort.

 

Crew-Shirts Kollektion 2018

 

Auf jeden Fall sind wir froh, endlich einen Stempel im Pass zu haben und uns frei an Land bewegen zu dürfen. Und besonders froh sind wir, dass wir noch angekommen sind, während unsere Nichte Sandra aus Sydney auf Fidschi ist.

Eigentlich wollte sie uns hier an Bord besuchen kommen und ausgerechnet diesmal sind wir von unserem eisernen Grundsatz abgewichen, dass ein Flug zu uns erst dann gebucht wird, wenn wir an dem entsprechenden Ort angekommen sind. Natürlich habe ich Sandra direkt angerufen, nachdem wir den Verlust unseres Propellers festgestellt haben, damit sie den Flug stornieren kann. Doch sie hat sich entschieden, trotzdem zu fliegen, ein Hotel in der Nähe von Port Denarau zu buchen und ihren Freund gleich mitzubringen.

Eine schöne Überraschung für uns und natürlich sind wir gespannt auf Andy, ihren Freund, den wir als erste von unserer Familie kennenlernen. Das erste gemeinsame Abendessen im Yachtclub „The Rhum-Ba“ in der Marina ist dann auch, wie nicht anders erwartet, voller Wiedersehens- und Kennenlernfreude.

Am nächsten Tag möchten wir eigentlich eine kleine Bootstour machen. Aber dafür ist es leider zu windig und wir möchten mit den noch unbekannten Schäden kein Risiko eingehen. Aber da die Sonne so schön scheint nutzen wir die Gelegenheit, in „unserer“ T-Shirt Kollektion von Tonga zu posen.

 

Kleine Trainingseinheit

 

Anschließend geht es mit dem Mietwagen der Beiden zum nahe gelegenen Wailoaloa Beach. Während wir zwei den Ausblick genießen, betätigen sich die beiden sportlich beim Acro-Yoga (acrobatical Yoga).

Da Andy auch Gitarre spielt, klingt der Abend mit Musik im Cockpit aus. Wir kreieren dabei gleich einen neuen „Bula-Song“ – vierstimmig. „Bula!“ ist quasi das nordische „Moin!“ Als Antwort schallt einem meistens „Bula, Bula!“ entgegen. Hier auf der Hauptinsel ist so ziemlich alles „Bula“ – „Bula-Bus“, „Bula-FM“, sogar „Bulabong“ T-Shirts gibt es.

 

Die Zeit mit Sandra und Andy vergeht viel zu schnell. Wir freuen uns auf das hoffentlich baldige Wiedersehen in Australien und gemeinsame Segeltouren im australischen Sommer.