Drei auf einen Streich

Nicht das Christoph die Nase von der See voll gehabt hätte, als er nach dreieinhalb Monaten aus der Karibik von seinem Containerschiff auf Urlaub nach Glücksburg zurück kam. Nein, er buchte gleich neue Flüge für die Kanaren und kam zu Besuch auf die SY FindUs.

Im Hinterkopf hatte er den Gedanken, sich schon einmal einen passenden Liegeplatz für sein eigenes zukünftiges Schiff auszusuchen. So standen die Ziele schnell fest und bei bestem Wetter wurden die Häfen von Arguineguin und Rico sowie Anfi del Mar an einem Tag angelaufen. Letzterer wurde sofort favorisiert.

Bei einem kurzem Hafenaufenthalt mit Promenadenspaziergang und Stranderkundung sowie Liegeplatzsuche stand der Entschluss schnell fest: Der muss es sein. Der Jahresmietpreis von 8.000 € erschien durchaus akzeptabel, weil Strom und Wasser inbegriffen waren.

Jetzt will er aber erst einmal seine nautische Studienausbildung weiter verfolgen, damit er sich das demnächst leisten kann.

Bis dahin ist er immer willkommen als Bootsmann. Heute musste er allerdings erst die Tauwerkschäkel wechseln, danach das Deck schrubben und schließlich eine  Dichtigkeitsprüfung der Salonfenster vornehmen, die er morgen dann abdichten kann.

Und so bin ich wieder drei Punkte von der nie endenden To-Do-Liste los geworden. Schließlich muss man doch die praktische Ausbildung des nautischen Nachwuchses fördern 😉

Christoph

Datum: 31.03.2014 – 14:44 Uhr

Position: N 27 46 14.76 / W 15 41 50.77

Richtung: 37.79

 

Position in Google Maps

St. Patrick’s Day

Ich wurde von einem lautem Fluchen kurz vor 10 Uhr geweckt. Die Stimme kannte ich natürlich von langen Abenden.

Brian wollte seine Yacht über alle Toppen flaggen und, … seine Flaggenleine war ausgerauscht und lag im Hafenwasser. Nach dem Einholen wurde natürlich erst mal ein irisches Bier getrunken, heute ‚mal nicht grün eingefärbt, ansonsten waren die T-Shirts und die Hüte überall grün. Schnell wurde von den Nachbarcrews Hilfe geleistet.

Das ging so bis zur Teezeit. Dann wankten die ersten auf ihr Schiff zurück, während neue Trinkfeste dazu kamen. Und, wie hätte es anders sein können, irgendwann im Dämmern stimmte Brian persönlich die ersten irischen Lieder an und begleitete sich auf der Bodhran-Trommel. Der Gesang wurde lauter, immerhin saßen jetzt schon 21 Personen im Cockpit, auf der Badeplattform oder auf den Seitendecks und grölten mit. „Whiskey in the Jar“ wurde nicht nur gesungen, sondern floss auch neben reichlich Bier durch die Kehlen.

Für mich war es schon seltsam, dass der Todestag eines Missionars und Schutzheiligen der Iren bei sommerlichen Temperaturen hier spontan von allen Nationalitäten gefeiert wurde. Auch Bayern waren dabei! Aber Party ist Party. Also packte ich mein Keyboard aus, stimmte mich und das Instrument mit einem Whiskey zum Vorglühen irisch ein und wagte mich vorsichtig auf den Nachbarsteg.

Neben einem grünen Shirt hatte ich meine LED-Suchlampe vor der Stirn unter dem Hut eingeschaltet, damit ich den umgeschriebenen Text lesen konnte. Brian spülte gerade Gläser und so konnte er mich nicht sehen. Ich ließ ihm ausrichten, dass draußen ein nichtirischer Troubadour wartete und postierte mich auf dem dunklen Steg in einem Campingstuhl bis Brian kam, schmiss den Riemen auf die Orgel, immerhin hatte ich 6 neue Batterien eingelegt, und sang mit gepresster Louis Armstrong – Stimme: „I see nothing, because it is dark. But I hear Irishmen, singing loud. And I think to my self: What a wonderful world.“

Schon bei der ersten Strophe kam andächtige Stille auf und der Refrain wurde im ganzen Hafen mitgesungen. Brian konnte es kaum fassen und beorderte mich sofort ins Cockpit, wobei er mir zu fest auf die Schulter klopfte. Fortan musste ich nun mit der Unterstützung von zwei Gitarristen und Percussionisten die halbe Nacht eingeengt spielen. Natürlich sang Brian, den ich begleitete, auch seinen selbstkomponierten Aldiliddelaldi-Song für die johlenden Zuhörer, die mittlerweile auf dem Steg und den umliegenden Schiffen mit von der Party waren. Den hatte er geschrieben, als seine Frau sich das Bein gebrochen hatte und er immer zu Aldi und Lidl einkaufen musste. So verging Stund‘ um Stund‘, es war Vollmond und…kurz nach Mitternacht waren meine Batterien leer…

In der Koje sinnierte ich dann aber doch noch einmal über die Frage der Frau mit Bajuwaren-Abstammung nach: „Hoasd du oagentli Unt’rricht g’nomma?“

St. Patrick's Day 17.03.2013

Lasst Blumen sprechen …

Langeweile an Bord gibt es nicht. Entweder repariert oder putzt man – natürlich mit der dazugehörigen Siesta – oder … spontaner Besuch kommt.

Diesmal kam die Crew der „SY Spica“ (Jessi und Nils), die ich seit Caramet/Frankreich kenne, auf einen kleinen Abstecher mit dem Auto vorbei, da sie mit Jessis Mutter auf einer Inseltour waren. Ich habe mich sehr gefreut. Sie brachten auch einen fulminanten Blumenstrauß mit, der jetzt die Kajüte ziert.

Natürlich wurde mal wieder gefachsimpelt und mögliche Routen beraten. Es war wie immer ein frohes Wiedersehen und mögliche weitere Treffen wurden angedacht.

Nach dem Abschied machte ich mir aber doch so meine Gedanken. Bekanntlich geht die Blumensprache auf orientalische Traditionen zurück. Und … genau, die beiden wollen ihren Kurs ‚gen Marokko richten und wollten mir bestimmt etwas durch die Blume mitteilen. Aber was nur?

Zunächst fiel mir die gelbe Farbe der Blüten auf. „Das hat doch was mit Eifersucht zu tun,“ dachte ich. Waren die vielleicht auf meinen gut funktionierenden Kühlschrank eifersüchtig oder sollte es nur ein Frühlingsstrauß sein, der Lebensfreude symbolisiert? Und dann erst diese blaue Blüten. Halten die mich etwa für krank? Schließlich schenkt man diese Farbe zur Genesung. Also Erholung habe ich wirklich reichlich, … wenn ich will. Oder wollen die mir sagen, dass ich weniger Roten trinken soll, der macht nämlich auch blau. Weiterhin fällt auf, dass alle Blüten weder hängen noch stehen. Wollen sie mir damit auf allen Seewegen stets wenig Krängung und damit wenig Schlagseite wünschen? Da die Schleife aber links gebunden ist, bezieht sich das wohl eher auf die Schenkenden selbst. Vielleicht meinen sie aber mit der Schleife doch mich, denn „Orange“, so ist die Farbe der Bindung, steht für jugendlichen Schwung oder für meine Telefongesellschaft, bei der ich eine spanische SIM-Card gekauft habe. Soll das etwa heißen: Ruf mal wieder an! Was die Blumen insgesamt angeht, ist es eine mir eher unbekannte Sorte. Ich kenne eh‘ nur Rosen oder Tulpen, das heißt wohl – alles oder nichts. Aber vielleicht soll die Ähnlichkeit mit Petunien etwas ausdrücken, vielleicht Standfestigkeit und Durchhaltevermögen? Und dann diese mögliche Ähnlichkeit mit gewissen Alpenrosen, was soviel bedeuten könnte, wie: Wann sehen wir uns wieder?

Lasst Blumen sprechen 15.03.2014Nun stehen die Blumen bei meiner Stammcrew in der Ecke. Allerdings meinten Findus und Findüs: „Oh Capitano, l’odeur de caoutchouc.“ Womit sie wohl meinten: Die stinken nach Gummi!“ Aber das Problem wird erst gelöst, wenn dem Strauß die Luft ausgeht. Beim Abschied habe ich dann aus purer Rache Jessi noch eine schnell gepflückte rote Hibiskusblüte geschenkt. So, da können sie sich jetzt selbst Gedanken machen, was das wohl zu bedeuten hat. Sie können sich aber auch einen Cocktail damit schmücken oder Sirup daraus machen. Das ist jetzt ihr Problem.

Winterflüchtlinge vom CN Glücksburg erbitten Asyl

 

Nach gründlicher Überprüfung des Artikels 1 der Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 habe ich nach großzügiger Auslegung und analog zu der derselbigen und in Bezug auf die weitergehende UN Klimagerechtigkeit im Nord-Süd-Ausgleich sowie die Freilaufbestimmungen in Anwendungen auf Urlaub in Maspalomas den Bewerbungen für eine zeitlich begrenzte Mitsegel-Aufenthaltserlaubnis auf der SY FindUs gerne stattgegeben, ohne zu wissen, dass die Bewerber alle angebotenen Gourmetgerichte auch tatsächlich gänzlich verköstigen würden. Selbst frische kanarische Erdbeeren mit Sahne und selbstgemixter 230 Sinusvolt – Sauce auf Waffeln als Nachtisch und Tapas zu jeder willkommenen Gelegenheit wurden ohne nennenswerten Widerstand nicht verschmäht.

Winterflüchtlinge vom CN

Weil der Wind nicht immer bei den Kurztörns mitspielen wollte, wurde halt auch gebadet. Während bei 20,4 Grad Wassertemperatur die Crew schwimmen ging, versuchte ich den Chardonnay exakt auf 16 Grad zu kühlen. Immerhin konnte Tom mit Stangenweißbrot und Salsa di Allioli sowie kalter Fanta stets zufrieden gestellt werden. Der Abschiebehaft ist die Crew am Ende ihres Urlaubs durch freiwilligen Rückflug ins kalte Alemania entgangen.

Obwohl der Besuch nur zweitägig war, hatten wir viel Spaß, bei dem ich mich als Captain Cook voll austoben konnte und der gern jederzeit wiederholt werden könnte.

Baden bei 20 Grad Wassertemperatur

Ich wünsche den Gästen und auch allen Club Nautikern einen guten Saisonstart und gern schicke ich bei Bedarf einen Sack voll Sonne nach Norden.