Nimrod’s Thursday Sundown Session

 

Jeden Donnerstag findet in Nimrod’s Rum Shop eine Jam-Session statt. Es spielt eine aus Seglern international zusammengesetzte Band und wer möchte, kann ebenfalls spielen. Da müssen wir hin.

Gemeinsam mit der La Joya Crew setzen wir uns ins Taxi und lassen uns zu Nimrod’s Rum Shop bringen.

Wir sind von Anfang an begeistert von dem ungewöhnlichen Ambiente.

Zum Ordern der Getränke muss eine kleine Stiege erklommen werden.

 

Getränkeorder
Getränkeorder

 

…und die fröhliche Köchin steht in ihrem kleinen „Cooking House“.

 

Küchenfee
Küchenfee

 

Bereits nach kurzer Spielzeit der Band ergibt sich für Reinhard die Möglichkeit einzuspringen und den Bassisten während des Essens zu vertreten.

 

Skipper in seinem Element (re. neben der Lampe)
Skipper in seinem Element (re. neben der Lampe)

 

Ein plötzlicher Regenguss zu späterer Stunde führt dazu, dass wir uns in den Shop flüchten, der gleichzeitig als Bar dient und dessen Wände handschriftlich verziert wurden.

 

Nimrod's Rum Shop
Nimrod’s Rum Shop

 

Zu unserer großen Freude treffen wir hier auf Angela und Reto von der She San, die wir zuletzt auf Barbados gesehen haben. Hierauf müssen wir natürlich anstoßen.

 

Fröhliches Wiedersehen
Fröhliches Wiedersehen

 

 

 

St. George’s

 

Ein kleiner Infekt macht es notwendig, früh aufzustehen und zum Arzt nach Grand Anse zu fahren. Ohne Termin verläuft das ganze trotzdem unspektakulär und schnell: 15 Minuten Wartezeit, 5 Minuten Untersuchung, ca. 40 € und ein Rezept für Antibiotika, einzunehmen zweimal täglich sieben Tage lang. Das Rezept wird in Mitchell’s Pharmacy eingelöst. Ungewöhnlich ist, dass auch wirklich nur 14 Tabletten über den Tresen gehen. Ohne Beipackzettel, der Packung entnommen und zurechtgeschnitten. Eigentlich eine gute Idee. Liegt doch der Rest sowieso nur rum.

 

Abgezählte Medikamente
Abgezählte Medikamente

 

Nachdem wir so früh schon unterwegs sind, entschließen wir uns spontan weiter nach St. George’s zu fahren. Kaum am Busbahnhof ausgestiegen, treffen wir aus Rhandy „Touristguide No. 1“. Eigentlich wollen wir keine Besichtigungstour machen, aber nachdem Rhandy uns zum Gewürzmarkt geführt hat und dabei auf so interessante und nette Art und Weise erzählt, lassen wir uns spontan darauf ein. Genau wie auf den Kauf von ein paar einheimischen Gewürzen und Kakaokugeln.

 

Aunty Rubes
Aunty Rubes

 

Weiter geht es steil nach oben, vorbei an einer der drei von Hurrikan Iwan 2004 zerstörten Kirchen. Die einzige Kirche, die wieder aufgebaut wurde, ist die katholische. Rhandy vermutet, dass die schottische „Presbyterian Church“ wohl mangels genügend Schotten auf der Insel nicht wieder aufgebaut werden wird.

 

Presbyteran Church
Presbyterian Church

 

Überhaupt hat die katholische Kirche auf der Insel einen starken Einfluss. Als wegen der Vielzahl der Touristen aus den USA nahe des Kreuzfahrtterminals der Bau eines Casinos geplant wurde, hat die katholische Kirche ihr Veto eingelegt: Bingo und Lotto seien genug an lasterhaftem Glücksspiel. Das Casino wurde nicht gebaut.

 

Oberhalb St. George’s steht das Fort George, das von den Franzosen als Fort Royal erbaut und in den Kolonialkriegen letztendlich an die Engländer fiel und nach König George III. benannt wurde. Alte englische Kanonen zeugen noch von dieser Zeit.

 

Kanone mit königlichem Wappen
Kanone mit königlichem Wappen

 

Von hier aus hat man den besten Ausblick über die Bucht, Stadt und Umgebung.

 

Blick von Fort George
Blick von Fort George

 

Blick von Fort George
Blick von Fort George

 

Allerdings war Fort George in der jüngsten Vergangenheit auch Schauplatz der Hinrichtung des Ministerpräsidenten Maurice Bishop und zahlreicher Mitglieder des Kabinetts durch Soldaten am 19.10.1983. Neben einer Gedenktafel erinnern die Einschusslöcher an diesen Tag, an dem noch weit mehr Menschen ums Leben kamen, in dem sie versuchten, sich durch den Sprung über die Mauer zu retten. Der innerparteilich organisierte Putsch wurde durch die Invasion US-Amerikanischer Truppen beendet.

 

Gedenktafel
Gedenktafel

 

Einschusslöcher
Einschusslöcher

 

Vom Fort George geht es runter in den Carenage genannten Innenhafen – natürlich nicht, ohne ein gemeinsames Foto mit Rhandy.

 

Rhandy "Tourguide No. 1"
Rhandy „Tourguide No. 1“

 

Nachdem wir uns von Rhandy verabschiedet haben, machen wir uns auf einen langen Fußweg ums Hafenbecken, um zum Männerparadies „Island Water World“ zu laufen. Hierfür geht der Skipper meilenweit. Vorbei am Firedepartment und entlang der Carenage.

 

Fire Department
Fire Department

 

Carenage
Carenage

 

Da wir den Ausflug nicht geplant haben, ist der Skipper ohne adäquate Kopfbedeckung unterwegs. Natürlich rächt sich das sofort und so sitzt Reinhard nach unserer Rückkehr mit einem Coolpad auf dem Kopf im Cockpit. Fotos von diesem Ereignis waren leider nicht gestattet.

 

 

 

Sommerheimat Prickly Bay Marina

 

Die erste Nacht verbringen wir in der Ankerbucht vor St. George’s, der Hauptstadt Grenadas. Der Ankergrund ist mäßig, die Dinghywege weit und so fahren wir schon am nächsten Morgen weiter in die Prickly Bay. Über Funk hören wir regelmäßig ein kanadisches Kriegsschiff, das seine Position mitteilt und Schüsse in den Luftraum ankündigt.

Zusammen mit einem französischen Kriegsschiff haben wir es schon in St. George’s liegen sehen und uns über den Grund gewundert. Auch die mit Blaulicht umherfahrenden Coast Guard Schiffe sind uns in der Nacht aufgefallen. In der Prickly Bay angekommen, fahren Coast Guard Schiffe verschiedener Nationen wie an einer Perlenschnur durch das Ankerfeld. Unter anderem sehen wir Boote der US Coast Guard, von St. Kitt and Nevis, Trinidad, Domenica, St. Vincent and the Grenadines und Grenada.

Sie alle nehmen an der Tradewinds-Übung teil, die den Nationen übergreifenden Einsatz in der Kriminalitätsbekämpfung in der Karibik trainieren soll.

 

Coast Guard Boote
Coast Guard Boote

 

Aber es soll auch zu einer Verbesserung bei Einsatz und Ausstattung im Zusammenhang mit Naturkatastrophen führen. Dass diese hier allgegenwärtig sind, wird uns bei einem kurzen Ausflug in die Grand Anse klar: Tsunamis sind auch hier eine reale Gefahr.

 

Verhalten bei Tsunamis
Verhalten bei Tsunamis

 

Kaum vorstellbar, wenn man sich den Traumstrand in unmittelbarer Nachbarschaft zur Warnung ansieht.

 

Grand Anse
Grand Anse

 

Und auch sonst finden wir Grenada wunderschön. Sattes grün, helle Strände, schöne Häuser und Palmen überall.

 

Morgens um 7:30 Uhr werden auf VHF-Kanal 66 das Wetter und Hurrikanwarnungen verlesen. Außerdem gibt es Mitteilungen zu aktuellen Veranstaltungen. Von Yoga über Kinoabende und dem Shuttlebus zum großen Marineausstatter ist alles dabei. Auch die Möglichkeit zum Turtlewatching wird angeboten. Die Lederschildkröten kommen von Mai bis August zur Eiablage an den Strand.

Nachdem ich schon bei vielen anderen Seglern gelesen habe, dass dieses Ereignis in natura sehr beeindruckend ist, möchte ich mir diese Möglichkeit nicht entgehen lassen. Petra und Gaby von der La Joya sind mit von der Partie und so fahren wir abends zwei Stunden mit dem Bus über die Insel, um in der Levera Bay im Norden der Insel ein Exemplar der größten lebenden Schildkröten zu treffen.

Gegen 23:00 Uhr ist es tatsächlich soweit: Aus dem Meer erhebt sich langsam ein dunkler Koloss und arbeitet sich mühselig den Strand hinauf. Mit den hinteren Flossen buddelt die Schildkröte eine erstaunlich glattes und quadratisches Loch. Als sie dann zur Eiablage in Trance fällt, dürfen die Umstehenden näher treten und die Schildkröte berühren.

Eine ähnliche Situation im Kreißsaal möchte ich mir lieber nicht vorstellen. Aber die Dame bekommt ganz offensichtlich nichts von ihrer Umgebung mit und legt 98 Eier ab. Blitzlicht wäre trotz allem ein Störfaktor und nur rotes Licht ist erlaubt. Fotos gibt es dann auch bessere bei Wikipedia. Nur ein Pappmodell im Kassenraum konnte gut fotografiert werden.

 

Lederschildkröte (Dermochelys coriacea)
Lederschildkröte (Dermochelys coriacea)

 

Das ganze ist ohne Frage schwer beeindruckend. Zu besonderem Verzücken führt allerdings eine an diesem Abend aus einem 50-60 Tage alten Gelege geschlüpfte Schildkröte. Handtellergroß macht sie Trockenübungen am Strand bevor sie den Weg ins Wasser findet.

 

Frisch geschlüpft
Frisch geschlüpft

 

Es gibt hier soviel zu entdecken und wir fühlen uns so wohl, dass wir beschlossen haben, die nächsten vier Monate in der Prickly Bay zu bleiben. Und so wechseln wir vom Ankerplatz in die Marina, wo es verschiedene Annehmlichkeiten wie freies Wifi und -natürlich- Duschen gibt.

Außerdem ist direkt in der Marina ein französischer Schlachter, der neben frischem Fleisch auch Käse, Wein und gegrillte Hähnchen anbietet sowie ein Minimarkt. Im Restaurant gibt es morgens frisches, ofenwarmes Baguette und, schon schmerzlich vermisst, abends frisch gezapftes Bier aus vorgekühlten Gläsern bei Live Music. Und St. George’s ist von der Marina mit Minibussen in nur 10 Minuten zu erreichen.

Hier lässt es sich über den Sommer wohl aushalten.

 

Prickly Bay Marina
Prickly Bay Marina

 

Kick-’em-Jenny

 

Vor der Überfahrt nach Grenada grübelten wir über den Kurs nach. Der führte nämlich an Diamond Island vorbei, genau über einen „Kick-‚em-Jenny“ genannten Vulkan, der knapp 200m unter dem Wasserspiegel aktiv ist. Laut unserer aktuellen Seekarte ist immer ein Kreis von 1,5 km Durchmesser, bei Alarmstufe rot ein Kreis von 5 km Durchmesser zu umfahren. Das Seismic Research Centrum der University of the West Indies hatte die gelbe Warnstufe ausgerufen, die die Aktivität als unruhig bezeichnet. Dazu gibt es die Empfehlung, die 5 km Zone nicht zu befahren.

 

Südlich von Diamond Island und Vulkan
Südlich von Diamond Island und Vulkan

 

Wie sich herausgestellt hat, ist die Gefährdung für die Schifffahrt durch einen Vulkanausbruch eine Sache. Die andere ist die Gefährdung durch aus den Vulkan austretende Methangase. Diese können u.a. dazu führen, dass sich die Dichte des Wassers reduziert und Schiffe einfach sinken, wie im Bermudadreieck. Auch wenn wir es für unwahrscheinlich halten, plötzlich auf dem Meeresboden zu landen, nehmen wir den Umweg in Kauf und trauen unseren Augen nicht, als wir Fähren und Frachter sehen, die sich darum gar nicht kümmern.

Dass sich aber am Meeresgrund durchaus einiges tut, erfahren wir erst später. Genau zu der Zeit, zu der wir nach Grenada segeln, ist südöstlich von Grenada ein Erdbeben der Stufe 4,1.

 

Grünes Grenada - Liebe auf den ersten Blick
Grünes Grenada – Liebe auf den ersten Blick

 

 

 

Die Hurrikanzeit beginnt

 

Pünktlich zum Anfang des Juni hat die Regenzeit begonnen und satt Regen geschickt. Jeden Tag und jede Nacht fangen wir reichlich Duschwasser auf. Aber auch die Hurrikanzeit hat begonnen und wir müssen dem Wetterbericht mit den Warnungen täglich größte Aufmerksamkeit schenken.

Wie gut, dass wir in unserer Bay ein schattiges Plätzchen dafür gefunden haben…

 

Ein schattiges Plätzchen
Ein schattiges Plätzchen